Erneut ist im Krisengebiet vor Somalia ein deutsches Schiff von Priaten angegriffen und entführt worden. Dieses Mal handelt es sich um den Getreidefrachter “Patriot“. Die 17 Besatzungsmitglieder sind unverletzt. Bilder von Entführungen und Piraten-Angriffen.

Nairobi. Piraten haben am Samstagmorgen vor Somalia erneut ein deutsches Schiff entführt. Wie ein Sprecher der 5. US-Flotte bestätigte, handelt es sich um den Frachter "Patriot", der unter maltesischer Flagge fährt.

Die Piraten hätten das Schiff im Golf von Aden knapp 300 Kilometer südöstlich der Küstenstadt Muqalla (Jemen) in ihre Gewalt gebracht. Bei dem Schiff handle es sich um einen 31 000 Tonnen schweren Getreidefrachter.

An Bord des Schiffes seien keine Deutschen, sagte ein Sprecher der EU-Mission "Operation Atalanta" in London. Der Frachter sei nun auf dem Weg zur somalischen Küste.

Zur Reederei oder Lösegeldforderungen machte der Sprecher keine Angaben. Das Schiff sei im Transitkorridor gefahren. "Es war auch registriert und hat sich so verhalten, wie empfohlen", sagte der Sprecher.

"Operation Atalanta" ist der von der EU geführte Einsatz von Kriegsschiffen vor dem Horn von Afrika zum Schutz vor Piraten.

Andrew Mwangura vom Ostafrikanischen Seefahrerprogramm sagte, nach seinen Informationen sei die 17-köpfige Besatzung des mit Getreide beladenen Frachters unverletzt.

Vor Somalia wurde Anfang April auch der deutsche Frachter "Hansa Stavanger" gekapert. Unter den 24 Seeleuten an Bord in der Hand der Piraten sind fünf Deutsche. Das Schiff soll vor der Hafenstadt Hobyo vor Anker liegen.

Derzeit habe Piraten an der somalischen Küste mehr als 15 Schiffe und mehr als 300 Seeleute in ihrer Gewalt.

Somalia hat keine Küstenwache und ist seit 19 Jahren ohne eine funktionierende Regierung. Auch internationale Kriegsschiffe, die im Golf von Aden patrouillieren, konnten die Piraten bisher nicht abschrecken.

Der somalische Ministerpräsident Omar Abdirashid Ali Sharmarke hatte vor kurzem internationale Unterstützung für den Aufbau von Streitkräften zur Bekämpfung der Piraterie an Land gefordert.

Die vor der somalischen Küste patrouillierenden ausländischen Kriegsschiffe hätten die Piraten mitnichten abgeschreckt und Reedereien dazu gebracht, ihre als Geiseln genommenen Mitarbeiter freizukaufen, sagte er. Die somalische Regierung habe stets von der Zahlung von Lösegeld abgeraten, weil diese das Problem nur verschlimmerten.

Experten zufolge benötigt Somalia zur Bekämpfung der Piraterie in erster Linie eine handlungsstarke Regierung. "Die epidemieartige Zunahme der Piraterie ist nur ein Symptom für die himmelschreienden Zustände im Land und die dauerhafte politische Instabilität", sagte Bruce Hickling von der Hilfsorganisation International Rescue Committee.