Ministerium verschätzte sich um das Tausendfache. Große Mengen auch im...

Dublin/Berlin. Ministerium verschätzte sich um das Tausendfache. Große Mengen auch im Norden. Die Affäre um irisches Schweinefleisch, das mit dem dioxinähnlichen PCB verseucht ist, nimmt immer größere Dimensionen an. Zunächst waren die deutschen Behörden davon ausgegangen, dass nur 2,4 Tonnen Fleisch seit September aus Irland importiert worden sind. Gestern korrigierte das Bundeslandwirtschaftsministerium die Zahl auf 2000 Tonnen.

Fest steht: Die Importe gingen an mehrere Betriebe in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Allein ein Kieler Großhändler hat etwa 500 Tonnen der irischen Ware in das gesamte Bundesgebiet geliefert. "Die Rückrufaktion ist angelaufen", sagte der Sprecher des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums, Christian Seyfert. Das Unternehmen habe das Fleisch an Wurstfabriken und Zerlegebetriebe geliefert. Es sei nicht auszuschließen, dass ein Teil bereits verkauft worden sei.

Lebensmittelkontrolleure der Länder prüfen nun, welche Produkte belastet sind und aus den Regalen genommen werden müssen. 300 Tonnen Schweinefleisch lagern in Kühlhäusern. Davon wurden 50 Tonnen in Bad Segeberg sichergestellt. Ob alle Chargen belastet sind, ist unklar.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung teilte mit, für die Verbraucher bestehe "keine unmittelbare gesundheitliche Gefährdung", solange sie nur kurzfristig das PCB-haltige Fleisch zu sich nähmen. Würde es dagegen über einen längeren Zeitraum hinweg gegessen, seien Gesundheitsschäden nicht auszuschließen. Bei den Dioxin-Konzentrationen von bis zu 292 Mikrogramm pro Kilogramm Fleisch könne es vor allem Schädigungen des Immun- und Nervensystems geben.

Offenbar gelangte das PCB in einem Futtermittelwerk im Südwesten Irlands mit dem Öl einer Trockenmaschine versehentlich ins Futter. Derweil bildeten sich in Irland vor Supermärkten Schlangen von Kunden, die Fleischprodukte zurückbrachten. Die irischen Schweinezüchter trifft der Skandal zum ungünstigsten Zeitpunkt - die Weihnachtszeit wirft den meisten Profit im gesamten Jahr ab. Etwa 100 000 Tiere müssen wohl notgeschlachtet werden.