Flohwalzer-Wette und Weltstars: Was der Musiker in der Sendung erlebte.
Berlin. Es gehen einem schon eigenartige Gedanken durch den Kopf, wenn man bei Europas größter Unterhaltungssendung zu Gast ist. Wie, zum Beispiel, begrüßt man einen Superstar, wenn man ihn zufällig auf dem Flur trifft? Mit "Guten Abend, Frau Pink"?
Es ist 20 Uhr. Jetzt sitze ich voller Erwartung in der ersten Reihe der "Wetten, dass ..?"-Sendung, um gleich gemeinsam mit Thomas Gottschalk (58) ein Berliner Kind zu finden, das den Flohwalzer schneller spielen kann als die sieben Jahre alte Pauline.
Das Warm-up kurz vor der Sendung macht der Meister höchstpersönlich und stellt hier schon sein ganzes Können unter Beweis. Mit einem einzigartigen Mutterwitz erklärt Gottschalk den Ablauf der Sendung - und reagiert ungeheuer schlagfertig auf vereinzelt zu spät kommende Zuschauer. Am Ende appelliert er ans Publikum: "Wenn ich nachher rauskomme, muss der Applaus so lange halten, bis ich an dem roten Punkt da drüben angekommen bin. Davon hängt meine Karriere ganz entscheidend ab."
20.16 Uhr. Die Sendung beginnt gleich mit der Klavierwette. Pauline legt eine atemberaubende Zeit vor (10,12 Sekunden!), und Gottschalk überrascht mich mit der Frage, ob ich nicht auch noch etwas zum Besten geben kann. Das war nicht abgesprochen. Was soll man bloß spielen, um die Leistung der kleinen Pauline nicht zu schmälern? Mir fällt spontan ein, dass wir als junge Klavierschüler immer versucht haben, rückwärts zu spielen: Das scheint mir das Richtige zu sein.
Den Rest der Sendung bin ich damit beschäftigt, vor der O2-Arena in Berlin den Flohwalzer mit jungen Klavierspielern auf Tempo zu trimmen. Am Ende steht die Erkenntnis, dass zwar keines der elf Kinder so schnell spielt wie Pauline, sich aber das Klavier als generationsübergreifendes und internationales Kommunikationsmittel erweist. Fast jeder hat in seiner Jugend den Flohwalzer gespielt und verbindet damit ein Stück Kindheit.
Auch Gottschalks Superstars haben einmal Klavier gespielt. Und bis auf Alicia Keys (27), die Klavier sogar an derselben Uni wie ich (Columbia University in New York) studierte, bereuen alle, dass sie nicht dabeigeblieben sind. Im Fahrstuhl auf dem Weg in die Garderobe spricht mich Hollywoodstar Uma Thurman (38, 1,83 Meter) an und macht entschuldigend ihre großen Hände für ihr pianistisches Scheitern verantwortlich. Starkoch Jamie Oliver (33), der mit im Lift steht, wollte in seinem Restaurant in London die Gäste selbst mit Klaviermusik unterhalten. Er habe sich aber wegen seines "Qualitätsanspruchs und aus wirtschaftlichen Gründen" dagegen entschieden, verrät er.
Und dann laufe ich doch noch Pink in die Arme, ohne sie mit "Guten Abend, Frau Pink" begrüßen zu müssen, denn Kid Rock (37), der coole Hund, steht daneben und murmelt so etwas zu mir herüber wie "Hey, the Piano-Guy, well done!" (Hallo, du bist doch der Piano-Mann - gut gemacht!). Danach ist das Eis gebrochen, und wir gehen gemeinsam auf die After-Show-Party. Es sind halt auch nur Menschen wie du und ich, bloß viel berühmter.