Brotaufstrich mit genmanipulierten Maispollen kontaminiert. Augsburger blieb auch noch auf den Kosten sitzen.

Augsburg. Zum ersten Mal musste ein Imker in Deutschland seinen Honig als Sondermüll entsorgen. Die Jahresernte des Freizeit-Imkers Karl Heinz Bablok, 342 Kilo Honig und Met (Honigwein), landete Anfang der Woche in den Kesseln der Müllverbrennungsanlage Augsburg. Der Grund: In dem beliebten Brotaufstrich waren gentechnisch veränderte Blütenpollen entdeckt worden. Sie stammen von Feldern, auf denen die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft gentechnisch veränderten Mais (MON810) anbaut. Weil aber der Mais des US-Agrarmultis Montsanto selbst in Spuren nicht auf dem Teller landen darf, ordnete das Verwaltungsgericht Augsburg die Vernichtung des Honigs an.

"Der Mais wird nur als Tierfutter angebaut. Aber es ist doch abwegig, davon auszugehen, dass dieser Gentech-Mais nicht in die Lebensmittelkette gelangt", sagt Imkermeister Thomas Radetzki, der das Bündnis zum Schutz der Bienen vor Agro-Gentechnik vertritt. Schon lange warnen die Imker davor, dass der Honig entgegen ihrem Trachten mit gentechnisch veränderten Organismen belastet werden wird. "Bienen sind das drittwichtigste Nutztier in der Landwirtschaft. Wir alle schätzen sie für ihren sprichwörtlichen Fleiß und die systematische Verbreitung von Blütenstaub von einer Pflanze zur nächsten. Wir wissen, dass sie auf Flächen mit einem Radius von bis zu fünf Kilometern ihre für uns so wertvolle Arbeit verrichten - wie sollen wir da verhindern, dass sie auch Gentech-Felder anfliegen? Bienen unterscheiden doch nicht, ob die Blüten an Gentech-Pflanzen wachsen oder nicht", sagt Radetzki.

Wie sich jetzt zeigt, sind auch alle Vorsichtsmaßnahmen wirkungslos. Denn auf Anordnung des Verwaltungsgerichts Augsburg hatte Imker Bablok, der gegen den Anbau des Gentech-Mais auf diesen Flächen geklagt hatte, die Bienenvölker aus der Umgebung der staatlichen Anbauflächen entfernt. Insgesamt mussten 50 Bienenvölker umgesiedelt werden. Bablok hatte zudem den Honig noch vor der Maisblüte geerntet, um eine Kontamination durch Genmais zu verhindern. Aber zu seiner eigenen Überraschung waren noch Pollen des Gentech-Anbaus vom Vorjahr in seinen Völkern.

Dabei hatte Karl Heinz Bablok sozusagen noch Glück im Unglück. Wäre der Honig in den Handel gelangt, hätte er glatt für ein bis drei Jahre im Gefängnis landen können. "Jeder Imker macht sich strafbar, wenn er kontaminierten Honig in den Verkehr bringt. Wir haben 80 000 Imker in Deutschland, die in ihrer Freizeit dafür sorgen, dass unsere Nutzpflanzen bestäubt werden, wir Nahrung haben. Aber sie werden nicht darüber informiert, ob in ihrer Nähe ein Gentech-Feld entsteht. So geht das nicht", sagt Radetzki.

Ob der Freizeit-Imker Karl Heinz Bablok den Schaden vom Anbauer, also der Bayerischen Landesanstalt, ersetzt bekommt, ist ungewiss. Allein die Kosten für die Analyse seines nun vernichteten Honigs betragen 746,73 Euro. Die Mehrkosten durch die Umsiedlung der Bienenvölker, der Mehraufwand für ihre Betreuung, die Entsorgungskosten für den Honig und der Ertragsausfall liegen nach erster Schätzung bei etwa 10 000 Euro.

"Landwirtschaft und Wildpflanzen brauchen uns für die Befruchtung. Ich begreife nicht, warum unserer Regierung die Gentechnik wichtiger ist als die heimische Natur", sagt Bablok und fügt resigniert hinzu: "Wenn es so weitergeht, höre ich mit den Bienen auf."


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