Telefonmasten knicken im Sturm wie Streichhölzer um, Platzregen überschwemmt historische Altstädte und verwüstet Bananen- sowie Avocadoplantagen.

Havanna. Telefonmasten knicken im Sturm wie Streichhölzer um, Platzregen überschwemmt historische Altstädte und verwüstet Bananen- sowie Avocadoplantagen. Hurrikan "Ike" hat Kuba mit voller Wucht getroffen und vier Menschen in den Tod gerissen. Jetzt nimmt der auf Stufe eins abgeschwächte Wirbelsturm Kurs auf den Golf von Mexiko und auf den US-Staat Texas, wo er am Sonnabend erwartet wird.

"Dieses Biest war wütend, richtig wütend", sagt Delia Oliveras (64) aus der Stadt Camaguey. Der Sturm riss das Dach von ihrem Wohnzimmer, in dem sie mit ihrer Familie ausharrte. "Wir haben schon viele Hurrikans gesehen, aber keinen wie diesen."

Am schlimmsten traf es den Osten Kubas, wo der Sturm verheerende Zerstörungen hinterließ und auch Zuckerrohrfelder und Kaffeeplantagen verwüstete. Zwei Männer starben an Stromschlägen. Sie hatten versucht, eine Antenne abzumontieren, die auf eine elektrische Leitung gefallen sei. Eine Frau kam ums Leben, weil ihr Haus über ihr zusammenbrach. Ein Mann wurde von einem Baum erschlagen. Zwei Millionen der elf Millionen Einwohner hatten in Notunterkünften Schutz gesucht. Auch in der Hauptstadt Havanna wurden vorsorglich Zehntausende Menschen in Sicherheit gebracht. Schulen wurden geschlossen und Flüge gestrichen. Der Reiseveranstalter TUI sagte wegen des Hurrikans alle Reisen in die Region Holguin im Osten Kubas bis einschließlich 26. September ab. Für 100 Gäste, die derzeit in Holguin Urlaub machen, prüft die TUI, ob eine vorzeitige Heimreise möglich ist. Thomas Cook Deutschland (Neckermann und Thomas Cook Reisen) strich die Anreisen bis zum 19. September. Dertour und Meier's Weltreisen sagten allen Gästen, die bis zum 14. September eine Reise in die Stadt Holguin oder die gleichnamige Provinz gebucht hatten, ab.

Meteorologen erwarten, dass "Ike" auf dem Weg über die Ölfelder im Golf von Mexiko wieder an neuer Stärke gewinnt. Schon als Hurrikan "Gustav" den Golf erreichte, hatten die Ölfirmen die Förderung gestoppt. Royal Dutch Shell und andere Energiekonzerne holen erneut ihre Arbeiter von den Plattformen. Ein Viertel des in den USA geförderten Öls kommt aus dem Golf.