Im Erzbistum Paderborn gab es in den vergangenen acht Jahren drei Fälle von Teufelsaustreibungen.

Paderborn. Für die einen ist er ein ganz normaler Bestandteil ihres Glaubens, für andere ein Rückfall ins tiefe Mittelalter: Nach Recherchen der Journalisten Marcus Wegner und Theo Dierkes werden in Deutschland bis heute Versuche unternommen, Teufel oder Geister aus Menschen auszutreiben.

Jetzt gab das Erzbistum Paderborn zu, dass es solche Teufelsaustreibungen tatsächlich vorgenommen hat. In einem Fall wurde dafür extra ein Kirchenmann aus Bayern verpflichtet. "Es ist eine Bitte an Gott um Hilfe", sagte der Sprecher des Erzbistums, Ägidius Engel, gestern dem Onlindedienst der "Süddeutschen Zeitung". Bei den Betroffenen handele es sich um "seelisch höchst Not leidende Menschen". Konkrete Fälle nannte er nicht.

Nach der Prüfung durch erfahrene Seelsorger erstellten Pastoralpsychologen und Psychiater ein Gutachten. Wenn die Experten keine psychische Störung feststellen konnten, gebe der Erzbischof die sogenannte Liturgie der Befreiung in Auftrag. Engel betonte, dass es sich ausschließlich um Fälle handelte, in denen auch Fachleute meinten, dass "da eigentlich nur noch der liebe Gott helfen" könne. Unklar ist bisher, von welchem bayerischen Bistum die Paderborner den Exorzisten holten. Sprecher Engel sagt nur: "Es bleibt bei der Sprachregelung: ein Priester aus Bayern."

Das Erzbistum München-Freising sowie die Diözesen Eichstätt und Würzburg stellten klar: Bei ihnen gebe es keine vom Bischof beauftragten Exorzisten. Im Münchner Ordinariat hieß es, Erzbischof Reinhard Marx habe wegen des großen Interesses den Auftrag für eine diözesane Regelung gegeben. Sprecherin Adelheid Utters-Adam: Bisher kümmere sich in München ein Kreis von Priestern, Psychologen und Ärzten um Menschen, die sich besessen fühlten.

Ausgelöst hatte den Wirbel eine Radio-Dokumentation auf WDR 5mit dem Titel "Beten auf Teufel komm raus", die gestern Abend gesendet wurde. Theo Dierkes, einer der Autoren: "Mein Kollege Marcus Wegner durfte an mehreren Exorzismen teilnehmen, unter anderem in den Bistümern Paderborn, Münster und Limburg."

In der Dokumentation ist eine Frau zu hören, die sich besessen fühlt. Dierkes: "Es war sehr irritierend, wie die Priester den Exorzismus herunterleierten - als würden sie eine ganz normale Liturgie lesen. Ein polnischer Priester erzählte uns, dass es in Deutschland pro Tag mindestens eine Teufelsaustreibung gebe."