“Rockkönig“ Thomas oder “Schnulzenkaiser“ Fady: Zum fünften Mal wählen die Zuschauer den Sieger der Castingshow.

Hamburg. Erst Tobias gegen Mike Leon (2006), dann Mark gegen Martin (2007) und jetzt Thomas gegen Fady: Zum dritten Mal hintereinander machen zwei Männer unter sich den Sieger im RTL-Castingwettbewerb "Deutschland sucht den Superstar" (kurz: DSDS) aus. Thomas Godoj (30), der von den Fans als "Rock-König" gefeierte Sänger mit polnischer Abstammung, tritt morgen (20.15 Uhr live) gegen Fady Maalouf (29) an, den von der Jury als "Schnulzenkaiser" titulierten Wahl-Hamburger aus dem Libanon, der seit einem Jahr in Harburg lebt. RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger bezeichnet das von den Fans mit Spannung erwartete Finale als "Circus Maximus". Der Kölner Privatsender ist mit dem Showverlauf bislang zufrieden: "DSDS" hat zwar leicht rückläufige Zuschauerzahlen zu verbuchen, aber die wirtschaftliche Bilanz stimmt.

Dass wiederum zwei Männer den Vorstoß ins Finale geschafft haben, dürfte daran liegen, dass mehr weibliche Anhänger des TV-Formats "DSDS" kostenpflichtig in den Callcentern anrufen, um ihre Favoriten beim Weiterkommen zu unterstützen. Das Nachsehen hatte möglicherweise aus diesem Grund die junge "Soul-Diva" Linda Teodosiu (16), die im Halbfinale gegen Thomas und Fady unterlag. "Ich hatte an dem Abend eine Sekunde darüber nachgedacht, ob wir nicht kurzfristig das Regelwerk ändern und wegen der hohen Qualität der drei Kandidaten alle ins Finale einziehen lassen", sagt Sänger. "Aber wahrscheinlich hätte ich dafür großen Ärger mit den Lizenzgebern bekommen."

Ob aus dem Sieger wirklich ein "Superstar" wird, bleibt ohnehin fraglich, denn bislang sind die Gewinner der vier vergangenen Staffeln nur teilweise im Gedächtnis haften geblieben (siehe unten). Sänger: "Die Show bietet eine fantastische Startrampe, um wirklich bekannt zu werden. Aber der Titel 'Deutschland sucht den Superstar' muss natürlich erklärt und erläutert werden. Der Sieger braucht - wie Medlock - eine Stimme und eine Story." Sicher ist: Er bekommt wie üblich einen Plattenvertrag mit der Firma Sony BMG, ein "Produzentenkonsortium" - und nicht etwa Juror und Produzent Dieter Bohlen (54) - kümmert sich um seine Musik. Zudem winken Tourneen, Fernsehauftritte, ein Album, Videodrehs und Autogrammstunden, alles zusammen "Vermarktungsschleife" genannt. Einige Sieger stehen schon fest: Der TV-Sender RTL ist trotz leicht sinkender Marktanteile von 29,3 Prozent beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren mit den Quoten zufrieden. Zunehmend nutzen zudem immer mehr Fans auch das Abruf-Angebot von RTL.now im Internet - insgesamt, teilt der Sender mit, habe es auf allen RTL-Plattformen 50 Millionen Abrufe gegeben. Auch hier wird an der Werbung verdient. Exakte Zahlen sind schwer zu erfahren. Experten sprechen davon, dass bis zu 25 Millionen kostenpflichtige Anrufe pro Staffel getätigt würden, was immerhin einen Brutto-Umsatz von 12,5 Millionen Euro ausmachen würde. Die Showreihe selbst kostet den Sender, der diese Werte nicht bestätigt, nach Schätzungen rund zehn Millionen Euro. Neben RTL profitieren die Telefondienstleister, die Produktionsfirma (Grundy Light Entertainment), der Lizenzgeber (Fremantle) und letztlich der Erfinder der Sendung, Spice-Girls-Schöpfer Simon Fuller aus England, von der Show, die zumeist unter dem englischen Titel "Pop Idol" in mittlerweile 35 Ländern läuft.

RTL bereitet schon die nächste Staffel vor, die im Spätsommer starten soll, voraussichtlich wieder mit Bohlen in der Jury.