Josef F. hat sich nach Überzeugung zahlreicher Experten vor allem von Machtfantasien leiten lassen. "Er wollte der alleinige Bestimmer seiner kleinen Welt sein", sagte der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle Wiesbaden, Rudolf Egg. Diese Dominanzwünsche hätten sich während der 24 Jahre, in denen er die Tochter gefangen halten und selbst die Geburt von sieben Kindern geheim halten oder erklären konnte, immer weiter verstärkt. "Das steigert sich dann zu einem ,Ich kann alles und mich erwischt niemand.'" Dass es F. gelang, 24 Jahre lang die Vorgänge in dem Kellerverlies zu vertuschen, zeuge von seinem betrügerischen Talent. Über die Jahre sei ein komplexes Lügenkonstrukt entstanden, das nur ein intelligenter Kopf beherrschen konnte, sagte Cornel Binder-Krieglstein vom Berufsverband der österreichischen Psychologen. Auch Psychiater Reinhard Haller bestätigt, besonders gefährlich würden solche Straftäter durch die Kombination aus gesunder Intelligenz und einer völlig gestörten Charakterstruktur. "So viele Geburten zu organisieren, gleichzeitig derart viele Alibis zu liefern - dafür muss man kognitiv bei sehr gutem Verstand sein", sagte er.