Kairo. Sie haben Jahrtausende überstanden. Doch nun schweben die Felsenmalereien im Südwesten Ägyptens in ernster Gefahr. Immer mehr Touristen finden den Weg in die Berge von Gilf Kabir und Jebel Ouenat zu den wunderschönen Malereien von prähistorischen Menschen und Tieren. Doch nicht alle Besucher wissen den Wert dieser Kunstwerke zu schätzen. Die meisten Malereien stammen aus einer Zeit, als die Wüste noch eine zurückweichende Prärie war. 5000 bis 7000 Jahre ist das her.

Heute sind die Meisterwerke den Touristen schutzlos ausgeliefert. Die Felskunst liegt im Grenzgebiet von Ägypten, Sudan und Libyen. Um sie effektiv zu schützen, müssten die oft zerstrittenen Länder kooperieren.

Das Ausmaß der Schäden sei dramatisch, klagt der deutsche Archäologe Rudolph Kuper, der die Kunst zu schützen versucht. Manche Leute tropften Wasser oder Öl auf die Malereien, um sie zum Leuchten zu bringen. Der so angerichtete Schaden sei irreparabel. Noch schlimmer ist es in Libyen, wo die sensiblen Malereien von Ain Dua allem Anschein nach von gelangweilten Soldaten beschossen wurden. Ganz in der Nähe türmt sich in einer bemalten Höhle der Müll.

Bis zu 7000 Euro zahlen Touristen für eine zweiwöchige Wüsten-Expedition nach Gilf Kabir, das 500 Kilometer vom nächsten Wohnort entfernt liegt. Hier befindet sich auch die in dem Film "Der englische Patient" berühmt gewordene "Höhle der Schwimmer" mit ihren Malereien. 2006 kamen laut Kuper rund 800 Touristen zu den Malereien. In diesem Jahr seien es schon mehr als tausend gewesen. Und die Menschen hinterlassen Spuren. Nicht einmal die weltbekannten Hieroglyphen am Meris Rock nordöstlich von Gilf Kabir, die von einer großen Handelsroute quer durch die Wüste im Zeitalter der Pharaonen berichten, sind davongekommen: 2006 verschandelte jemand die uralte Schrift mit dem eingemeißelten Bild einer barbusigen Frau.

Polizeikontrollen in dem militärisch sensiblen Grenzgebiet sind derzeit schwierig. Es bleibt jedoch die Hoffnung, dass das Gebiet von der Unesco als grenzübergreifendes Weltkulturerbe anerkannt wird. Das jedoch würde voraussetzen, dass die drei Länder individuelle Nationalparks ausweisen, was bislang nur Ägypten gemacht hat. Allerdings laufen derzeit gemeinsame Bemühungen zum Schutz der Kunstwerke.

Die ägyptische Umweltbehörde plant jetzt mit Unterstützung der Antikenverwaltung und des Archäologen Kuper ein Museum mit Informationszentrum in der Oase von Dakhla. Von dort starten die meisten Ausflüge nach Gilf Kabir. "Wir hoffen, dass wir unsere Träume in die Tat umsetzen können und in dem Museum das Verhältnis zwischen Mensch und Wüste erklären können", sagt Mustafa Fouda von der Umweltbehörde. Um den Schutz der Wüste und ihrer Kunst solle es gehen.

"Man kann keinen Stacheldraht aufbauen", stellt Archäologe Rudolph Kuper nüchtern fest. Stattdessen müssten Fremdenführer und Touristen geschult werden. Ebenso sieht es Saad Ali, ein junger Tour-Anbieter und Leiter einer Umweltorganisation - und seine Rechnung scheint aufzugehen: "Letztes Jahr haben wir 4,5 Tonnen Müll gesammelt. Das Jahr davor waren es noch elf Tonnen", sagt er.