Mordserie. Spüren Infrarot-Kameras und Spionage-Satelliten den Serienmörder auf?

Washington. Der unheimliche Menschenjäger von Washington bleibt ein Phantom. Die Hoffnung der Polizei, eine Zeichnung des unbekannten Serienkillers zu erstellen, ist gestern geplatzt. Zu ungenau sind die Aussagen der Zeugen, die ihn bei seiner jüngsten Tat, dem Mord an der FBI-Analytikerin Linda Franklin (47), beobachtet hatten. Der einzige gemeinsame Nenner: Es ist ein Mann, wahrscheinlich dunkelhäutig, entweder ein Latino oder jemand aus dem Nahen Osten. Gleichzeitig schaltete sich das Pentagon in die Suche nach dem Killer ein, der seit dem 2. Oktober im Raum Washington neun Menschen mit je einer Kugel getötet und zwei weitere lebensgefährlich verletzt hat. Gestern genehmigte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld den Einsatz von Spionage-Flugzeugen und Satelliten. Ein ungewöhnlicher Schritt, denn das US-Militär darf seit 1878 eigentlich nicht an der Strafverfolgung im eigenen Land mitwirken. Ursprünglich hatte das FBI unbemannte "Spionage-Drohnen" angefordert, die Washington überwachen sollten. Doch das Pentagon lehnte dies ab, denn fast alle Drohnen sind zurzeit am Persischen Golf im Einsatz. Jetzt werden viermotorige bemannte Aufklärungsflugzeuge bereitgestellt: Propeller-Maschinen, die mit Hightech vollgestopft sind. Sie können aus großer Höhe durch die Windschutzscheibe von Autos fotografieren oder scharfe Aufnahmen von Nummernschildern machen - auch bei Nacht. Und sie haben Infrarot-Sensoren, die das Mündungsfeuer eines Schusses erkennen. Wird der Van des Killers gesichtet, könnte seine Position über Satelliten-Navigation bis auf den Meter genau verfolgt werden. Die Polizei glaubt, dass sie den Mörder bald fassen wird. Denn es gibt immer mehr Augenzeugen. Eine der Schlüsselfiguren ist Ted Franklin: Er stand neben seiner Frau Linda, als der Schütze sie auf einem Baumarkt-Parkplatz mit einem Kopfschuss niederstreckte. Ein weiterer Zeuge sah, wie der Schütze aus seinem Mini-Van anlegte und feuerte. Der Bauarbeiter Robert Young will ihm in die Augen gesehen haben: "In dem Van saßen zwei Männer. Ich konnte den Fahrer gut sehen. Ich hatte ihm beim Ausparken den Weg versperrt. Doch dann bog er in eine andere Parkreihe ein. Er sah aus wie ein Araber." Doch ein Terrorakt? Die Behörden schließen dies nicht aus. Denn Linda Franklin war seit dreieinhalb Jahren beim FBI, half bei der Suche nach Terroristen. Ein Kollege: Sie hinterlässt zwei Kinder, wäre in wenigen Monaten Großmutter geworden.