Schon Hunderttausende Menschen mussten evakuiert werden. Wissenschaftler warnen: Dieses Schicksal könnte noch viel mehr Menschen im Südwesten der USA treffen. Waldbrände gibt es immer öfter, zugleich fällt immer weniger Niederschlag. Damit steht der jetzt schon trockenen Region eine dauerhafte Dürre bevor - Folge der globalen Erwärmung.

"Das ist die Hölle", stöhnte ein Vater, der mit seinen Kindern aus seinem bedrohten Haus in San Diego fliehen musste, ins Mikrofon eines CNN-Reporters. Tausende Einwohner der Stadt flüchteten sich ins Footballstadion der San Diego Chargers. Aus der Stadt Ramona wurden alle 36 000 Bürger evakuiert. Der gesamte Bezirk San Diego erlebt die größte Evakuierungsaktion seiner Geschichte. Denn die Behörden befürchten, dass sich die Feuer bei gleichbleibenden Wüstenwinden bis zur Pazifikküste fressen.

Im Bezirk Orange musste die Polizei 1000 Häftlinge aus einem von Flammen bedrohten Gefängnis retten. Auch im Prominentenort Malibu wurde gestern erst ein Zehntel der Brände eingedämmt. Der Medienmogul David Gaffen öffnete sein Hotel für Flüchtende und die zum Teil völlig erschöpften Feuerwehrleute.

Über die Ursache der Katastrophe gibt es zwei Meinungen. Der deutsche Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand von wetter.com glaubt, dass eher die ungünstige Wetterlage für die aktuellen Waldbrände verantwortlich ist. Für Kalifornien (mit Ausnahme des Nordens mit einem feuchten pazifischen Mikroklima) sei ein sehr trockenes Klima normal: "Da regnet es prinzipiell in dieser Jahreszeit sehr wenig. Das Besondere aber ist die aktuelle Konstellation. Am Rand des Hochdruckgebiets, das sich jetzt im Landesinneren gebildet hat, gibt es starken Wind. Dieser Wind kommt über die Coast Ranges, die küstennahen Höhenzüge in Kalifornien, und hat dabei einen Föhn-Effekt: Die Luft steigt im Luv der Berge auf, wobei sie Feuchtigkeit verliert, und kommt auf der anderen Seite heiß und trocken wieder hinunter. Dabei bilden sich die berühmten Santa-Ana-Winde. Wenn sie durch die Täler wehen, entstehen zusätzliche Düsen-Effekte. Das bringt jetzt Windböen bis 170 Stundenkilometer, die jedes noch so kleine Feuer anfachen."

Andere Wissenschaftler sehen eine langfristige Gefahr. Die letzte große Dürre hatte Kalifornien von 1987 bis 1993 erlebt. Nun zeigt eine Studie, die am Goddard-Institut der Nasa erarbeitet wurde, dass die Trockenheit zunimmt und dauerhafte Dürre werden könnte - durch die Klimaerwärmung. Davon betroffen seien nicht nur der Südwesten der USA, sondern auch der Mittelmeerraum, der Mittlere Osten und Nordafrika. "Die Treibhausgase in der Atmosphäre und vermehrte Aktivitäten auf der Sonnenoberfläche gehören zu den Haupteinflüssen auf Klimaprozesse", erläutert Dr. Drew Shindell, einer der Autoren. "Es gibt bereits Hinweise, dass sich das Niederschlagsmuster in diesen Regionen verändert hat."

Auch Klimaforscher etwa vom Western Reginal Climate Center in Reno (Nevada) oder vom California Institute of Technology befürchten zunehmende Trockenheit. 2007 ist für die Region das trockenste Jahr seit 1970. Seit Juli 2006 fiel in Kalifornien so wenig Regen wie seit Jahrzehnten nicht. Kaum 100 Millimeter Niederschlag waren es rund um Los Angeles, im Stadtzentrum es nur etwa acht Zentimeter.

Und schon 2004 sorgte eine seit Jahren anhaltende Dürre - laut Experten eine der schlimmsten seit dem Ende des 16. Jahrhunderts - für einen Wassernotstand. Der Colorado River, die Lebensader für Nevada, Arizona und Kalifornien, führte immer weniger Wasser. Die Pegel des Hoover-Staudamms in Nevada und des Stausees Lake Powell in Arizona, die beide auch Kalifornien mit Wasser versorgen, waren erheblich gefallen.

Zugleich steigt aber der Wasserverbrauch in Kalifornien und Nevada durch ein schnelles Bevölkerungswachstum. Las Vegas hat bereits den Bau privater Swimmingpools verboten und bewässert auch keine öffentlichen Grünflächen mehr.

Hinzu kommt, dass die Schneedecke in der Sierra Nevada, die die Flüsse ins kalifornische Sacramento Valley und ins San Joaquin Valley speist, nach Angaben der Klimaforscher so dünn sei wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die Klimaerwärmung im Westen der USA führte nicht nur zur Verringerung der Schneedecke, sondern auch zum schnelleren Abschmelzen des Schnees in den Bergen.

Schon seit Mitte der 80er-Jahre gab es im westlichen Nordamerika deutlich mehr Waldbrände, sagt Dr. Hans Martin Füssel, Mitherausgeber des vierten Weltklimaberichts. "Konkret beobachteten die Forscher viermal so viele Feuer", sagt der Klimaexperte des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). "Die Waldbrandsaison ist um 80 Tage pro Jahr länger geworden. Das geht einher mit dem Trend der globalen Erwärmung und dem zunehmenden Wassermangel."

Im Südwesten der USA starteten örtliche Wasserversorger und Behörden bereits Wassersparprogramme für Privathaushalte, die sie durch "Wasserpolizisten" kontrollieren lassen. Denn auch das gehört zum Californian Lifestyle : Das Gros des privaten Wasserverbrauchs entfällt auf Gartensprenger, Pools und Autowaschen. Etwa 70 Prozent des Wassers dienen der künstlichen Bewässerung der Vegetation in Kalifornien.

Die 55-jährige Ronnie Leigh, eine von 250 000 Bewohnern des Bezirks San Diego, berichtete: "Der Himmel war rot, alles glühte." Und der Feuerwehrmann Mitch Mendler sagte: "Es war wie das Ende der Welt."