Regen und schwere Böen: Wird so unser Sommer?

Hamburg. Ein Sommertag wie im Herbst: Tief "Uriah" mit orkanartigen Böen ist gestern über Hamburg und Schleswig-Holstein gezogen. Bäume knickten um, Straßen standen nach Dauerregen unter Wasser. 440 Helgoland-Touristen saßen auf der Insel fest, weil die Schiffsverbindung zum Festland unterbrochen war. Die Gäste wurden in öffentlichen Gebäuden untergebracht. Ein Kurzschluss in einem Stellwerk bei Elmshorn legte die Bahnstrecke Hamburg-Sylt lahm. Umgestürzte Bäume blockierten die Strecke Lübeck-Travemünde.

"Wir haben ein richtiges Sturmtief, das im Sommer sehr selten ist. Zuletzt hatten wir ein ähnliches Tief im Jahr 2004 und davor sehr lange nicht", sagt Günter Delfs vom Deutschen Wetterdienst. ",Uriah' kommt mit Böen bis Stärke elf von Westen auf uns zu." Solche Sturmtiefs im Sommer sind deshalb so gefährlich, weil sie leicht Bäume umknicken können. "Die Bäume sind jetzt anders als im Winter stark belaubt und bieten deshalb einen großen Widerstand", erklärt Delfs.

Das Tief mit dem Namen "Uriah" haben wir dem Schweizer Olivier Staiger (48) zu verdanken. Er hat das "U" bei Ebay ersteigert. Normalerweise verkauft die FU Berlin (wetterpate.de) die Namensrechte (ein Hoch kostet 299 Euro, ein Tief 199). "Ladenhüter" wie das "U" werden versteigert. Staiger: "Ich wollte etwas Ungewöhnliches." So habe er im Namenlexikon nachgesehen und sei etwa mit Ufo gescheitert. Auch Ufuk, ein türkischer Name, wurde abgelehnt. Er hat sich dann für Uriah entschieden, nach der Rockband Uriah Heep. "Ich habe recherchiert, woher der Name Uriah kommt. Es ist ein hebräischer Name, der so viel bedeutet wie ,Gott ist Licht'. Somit fand ich diesen Namen recht gut. Ich bin Sonnenfinsternisfotograf - habe 23 Sonnenfinsternisse gesehen in aller Welt, sogar in der Antarktis - und habe damit eine ganz spezielle Beziehung zum Licht."

In Sachen Siebenschläfer, der heute eigentlich sieben Wochen Regen verheißt, gibt Günter Delfs uns Hoffnung. "Bauernregeln haben durchaus ihre Berechtigung, sind aber nicht an den Tag gebunden." Der Stichtag (27. Juni) hat sich mit der Einführung des gregorianischen Kalenders im Jahre 1582 ohnehin auf den 5. Juli verschoben. "In zwei von drei Fällen bleibt das Wetter tatsächlich so wie in dieser Zeit", sagt Delfs. "Und bis Ende nächster Woche ist kein Hoch in Sicht. Es bleibt windig, regnerisch, aber nicht mehr so kalt." Sein Hoffnungsschimmer: "Abgesehen davon, dass ich im August Urlaub mache und dann das Wetter gut sein muss, haben wir beim Siebenschläfer-Dauerregen eine stetige Nordwestströmung. In diesem Jahr wechselt der Wind aber immer wieder auf eine Südwestströmung, was wenigstens ein bisschen Wärme für uns im Norden bedeutet."