Europas größter Flughafen lahmgelegt. Reisenden droht Weihnachtsfest auf dem Airport.

London. "Hier herrscht das absolute Chaos", sagt Studentin Marie Schuster (24) aus München. Lars Behrendt (26) aus Hamburg frustriert: "Wir sitzen hier seit Stunden fest, wollen jetzt versuchen, mit dem Zug wegzukommen." Auf Europas größtem Flughafen in London-Heathrow hat dichter Nebel kurz vor Weihnachten Chaos ausgelöst. Wegen der schlechten Sicht mussten gestern 350 Flüge abgesagt werden. 40 000 Passagiere saßen in den überfüllten Terminals fest. Aus Sicherheitsgründen hatte die Luftaufsicht die Zeitfenster zwischen An- und Abflügen verlängert - deshalb konnten weniger Maschinen abgefertigt werden als geplant.

Insgesamt fiel etwa ein Fünftel aller Verbindungen aus. Die Behörden schlossen nicht aus, dass viele Reisende sogar ihr Weihnachtsfest verpassen könnten, weil der seit Mittwoch anhaltende Nebel noch tagelang über der Region liegen könnte. Die Fluggesellschaft British Airways (BA) strich für Heathrow sämtliche Inlandsflüge sowie einen Teil der Europaverbindungen. Fast die Hälfte der 400 An- und Abflüge seien abgesagt worden, erklärte ein BA-Sprecher, darunter auch Verbindungen nach Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Berlin und München. Bei den verbleibenden Verbindungen müsse mit "erheblichen Verspätungen" gerechnet werden. Auch die Lufthansa war gezwungen, zwölf Flüge von und nach Deutschland abzusagen, darunter zwei Verbindungen nach Hamburg. "Wir versuchen, bei den möglichen Flügen mit größeren Maschinen zusätzliche Kapazitäten zu schaffen", sagt Lufthansa-Sprecherin Sonja Ptassek. Bereits am Mittwoch waren 30 Lufthansa-Flüge von und nach Heathrow und damit die Hälfte der täglich rund 60 Heathrow-Verbindungen gestrichen worden. Der Flughafenbetreiber BAA ließ vor den Terminals zwei riesige Zelte errichten, um die gestrandeten Reisenden zu versorgen, und verteilte vorsorglich Matratzen, Decken, Essen und warme Getränke. Karin Feill (60) aus Köln ist sauer auf die Lufthansa: "Wir wurden überhaupt nicht informiert. Die haben den Schalter einfach geschlossen. Keine Chance auf Umbuchung. Ich habe 200 Euro für Taxi und eine Übernachtung im Hotel aus eigener Tasche bezahlt." Geschäftsmann Thomas Engelke (34) aus Berlin nahme es locker: "Hauptsache, ich bin vor Weihnachten zu Hause. London ist schließlich für seinen Nebel berühmt."

Viele Passagiere sind jetzt auf den Hochgeschwindigkeitszug Eurostar umgestiegen, um möglicherweise von Paris aus noch einen Flug zu bekommen.