Geburt: Heute bringt Prinzessin Kiko ihr drittes Kind zur Welt. Hof hofft auf den ersten männlichen Thronfolger seit 40 Jahren. Wird es ein Mädchen, müsste die älteste Monarchie der Welt doch noch das Gesetz ändern.

Tokio. Wenn heute die japanische Prinzessin Kiko (39) ihr drittes Kind zur Welt bringt, hält die Nation den Atem an. Sollten sich die Hoffnungen der Traditionalisten erfüllen, wird zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren ein Junge in die Familie des Kaisers geboren.

Damit wäre die Nachfolgekrise in der ältesten Monarchie der Welt erst einmal vom Tisch - und die Frage von Gleichberechtigung von Mann und Frau am Hofe. Die Freude würde aber nicht von jedem geteilt werden. Für den einen sähe das Ganze ein wenig gesteuert aus. Manche würden es zudem bedauern, wenn durch die Geburt eines Thronfolgers Kikos Schwägerin, Kronprinzessin Masako (42), abgewertet werden würde. Die Geburt erfolgt erstmals in der Geschichte der Kaiserfamilie per Kaiserschnitt. Wie es heißt, wollen Prinz Akishino (40) und Prinzessin Kiko das Geschlecht ihres dritten Kindes - die beiden haben bereits zwei Töchter, die Prinzessinnen Kako (11) und Mako (14) - erst bei der Geburt erfahren. Die Boulevard-Presse will schon erfahren haben, dass es ein Junge ist. Dieser wäre in der Thronfolge die Nummer drei hinter Kronprinz Naruhito (46) und dessen jüngerem Bruder Akishino. Der Idealfall wäre gewesen, wenn Naruhitos Frau, Kronprinzessin Masako, einen Jungen zur Welt gebracht hätte. Doch die Schwierigkeiten der einst vitalen und selbstbewussten Karriere-Diplomatin, sich an das von strengen Regeln geprägte Leben am kaiserlichen Hofe anzupassen, sowie der jahrelange unerträgliche Druck, einen Thronfolger gebären zu müssen, haben Masako erkranken lassen. Nach einer Fehlgeburt kam im Dezember 2001 zwar endlich Nachwuchs: Prinzessin Aiko (4). Wegen des Geschlechts der Prinzessin kommt sie als Thronfolgerin nach dem derzeitigen Hofgesetz jedoch nicht in Frage. 2004 stellte sich der Kronprinz hinter Masako, indem er in ungewöhnlich deutlichen Worten mitteilte, dass es "Bestrebungen" am Hof seines Vaters Kaiser Akihito (72) gegeben habe, Masakos Karriere und Persönlichkeit zu negieren. Daraufhin wurde der Kronprinz von seinem jüngeren Bruder Akishino in gleichfalls ungewöhnlicher Weise öffentlich für diese Bemerkungen kritisiert. Dass Akishino nun zum dritten Mal Vater wird, sehen manche als weiteren Schlag des jüngeren gegen seinen älteren Bruder.

Die Ankündigung der Schwangerschaft von Akishinos Frau Kiko erfolgte just zu jener Zeit, als die Regierung erste Schritte unternahm, das Thronfolgegesetz zu ändern, womit die Tochter von Akishinos älterem Bruder Aussichten gehabt hätte, einmal Kaiserin zu werden. Doch Kikos unerwartete dritte Schwangerschaft bewirkte eine Zurückstellung der Gesetzesinitiative. Dass die mögliche Geburt eines Thronfolgers den Druck auf ihre Schwägerin Masako vermindert, ist eher unwahrscheinlich.

Die Familie von Prinz Akishino würde eine Aufwertung erreichen, während die bisherige Vorrangstellung des im Volk hoch angesehenen Kronprinzenpaares relativiert werden würde, wie ein politischer Beobachter in Tokio meinte. Spätestens wenn Prinz Akishino seinem älteren Bruder auf den Thron folgt oder sein Sohn, würde Kronprinzessin Masako die Folgen dieser Herabstufung zu spüren bekommen, ebenso wie ihre Tochter Aiko.

Es sei denn, der einstweilen zurückgestellte Plan, das Hofgesetz zu ändern und in Übereinstimmung mit der Gleichstellung von Mann und Frau in der Nachkriegsverfassung eine weibliche Thronfolge zuzulassen, würde doch noch verwirklicht werden. Sollte Kiko ein Mädchen bekommen, hätten die Japaner wohl keine andere Wahl mehr.