Gibt es ein Patentrezept, um die eigenen Kinder von religiösen Heilspredigern fernzuhalten? Ursula Caberta, Sektenexpertin und Beraterin in Hamburg sagt: Nein. Der beste Schutz, sei ein stabiles soziales Umfeld und vor allem ein Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern. "Wenn sich die Eltern um ihre Kinder kümmern, das heißt an ihrem Leben teilnehmen, sie ernst nehmen, dann verspüren die Jungen und Mädchen gar keine Notwendigkeit, sich anderswo Halt und Geborgenheit zu suchen", sagt Caberta. Freunde und Lehrer trügen ebenso Verantwortung für die Menschen, die ihnen zumindest für eine Zeit des Lebens anvertraut sind und sie als Vorbilder betrachten.

Die Kinder einzuhegen oder ihnen besonders strenge Erziehung angedeihen zu lassen, sei der falsche Weg. "Unsere Erfahrung ist, daß gerade in strengen Elternhäusern die Kinder im Alter zwischen 16 und 19 Jahren oft versuchen auszubrechen und sich dann extremen politischen oder religiösen Gruppen anschließen." Das sei die für Jugendliche in dem Alter typische Rebellion. "Deswegen darf man ruhig eine längere Leine lassen", so Caberta. "Das schafft Selbstvertrauen und Sicherheit."

Oft scheuten sich die Eltern, offen mit den Kindern zu reden oder professionelle Beratung zu suchen. "Keiner gesteht sich gerne ein, in der Erziehung Fehler zu machen, aber ohne einen solchen Schritt ist keine Hilfe möglich", sagt Caberta.