Buschfeuer: Schon wieder Notstand im Westen der USA. Brände außer Kontrolle. Wüstenwind facht Flammen an. Viele Bewohner drohen alles zu verlieren.

Los Angeles. Amerikas Westen steht erneut in Flammen. Rund 150 Kilometer östlich von Los Angeles ist im Yucca Valley nahe dem Joshua Tree Nationalpark ein gewaltiger Waldbrand ausgebrochen. Das Feuer erfaßte bereits 14 000 Hektar und zerstörte 42 Wohnhäuser sowie 60 weitere Gebäude. Heute soll das Inferno auf die dreifache Größe anwachsen.

Der Kreis San Bernardino rief den Notstand aus und bat Gouverneur Arnold Schwarzenegger (58) um Katastrophenhilfe.

2500 Feuerwehrleute kämpfen rund um die Uhr gegen das Flammenmeer. Sie werden von acht Löschflugzeugen und 13 Hubschraubern unterstützt. Doch die riesigen Rauchschwaden, Windböen mit bis zu 60 km/h und eine brütende Hitze von 40 Grad machen ihnen die Arbeit zur Hölle.

Das Feuer war am vorigen Sonntag ausgebrochen, nachdem bei einem Gewittersturm 2000 Blitze eingeschlagen waren. Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus. Auf mehreren Farmen liegen die Kadaver von zahlreichen Tieren herum, die qualvoll in ihren Ställen verbrannten. Schon mehr als 1000 Einwohner mußten vor dem Inferno fliehen. Acht Feuerwehrleute und drei Anwohner kamen mit Rauchvergiftung ins Krankenhaus.

Ray Watson, der wie seine Nachbarn sein Haus verlassen mußte: "Es war verrückt, innerhalb einer Stunde ist das Feuer völlig außer Kontrolle geraten. Wir mußten fast alles zurücklassen." Captain Marc DeRosier vom kalifornischen Forstministerium fürchtet, daß sich der Brand mit einem kleineren Feuer verbinden und das Naturschutzgebiet San Bernardino National Forest erreichen könnte. "Dann wird das Feuer so gut wie unaufhaltbar sein", warnt Karen Guillemin, Sprecherin des Ministeriums, denn der Park sei von einer Käferplage befallen worden. Viele der toten und trockenen Bäume würden so schnell in Flammen aufgehen, daß das Inferno vollends außer Kontrolle gerate.

Die Flammen bedrohen zudem ein Stück Filmgeschichte: Nur wenige Meilen entfernt liegt Pioneertown - das historische Städtchen diente von 1950 bis 1995 als Kulisse für viele Western. Umwelt-Experten sind sicher, daß die immer häufigeren Feuer eine Folge des Klimawandels sind. In diesem Jahr wurden im Westen der USA 412 Waldbrände gemeldet und 1,3 Millionen Hektar Wald zerstört - doppelt soviel wie im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Auch die Waldbrand-"Saison" dauert immer länger.

Ein US-Forscher, der 1166 Brände untersuchte, glaubt: Der immer wärmere Frühling und die frühe Schneeschmelze lassen die Wälder immer früher trocken werden - und die Brandgefahr steigen. Je wärmer es wird, desto schlimmer droht es zu werden.