Eisregen: Ein Toter und 150 Verletzte. Körner groß wie Tennisbälle. Mehr als 100 Millionen Euro Sachschaden in nur einer Nacht.

Villingen-Schwenningen. "Ganze drei Tage ist unser BMW alt, und jetzt hat er nur noch Schrottwert!" Ingrid Huber (50) aus Villingen-Schwenningen versteht die Welt nicht mehr. Tennisballgroße Hagelkörner haben ihr nagelneues Auto verbeult und Fensterscheiben zerstört. Schwere Gewitter mit Starkregen und Sturmböen haben in der Nacht zu gestern riesige Schäden in Teilen Baden-Württembergs angerichtet. Die Polizei registrierte einen Toten und mehr als 150 Verletzte. Der Sachschaden liegt nach Angaben des Innenmisteriums bei mehr als 100 Millionen Euro - also höher als beim Hagelunwetter vor vier Jahren. Besonders schlimm traf es Südbaden.

Im Schwarzwald ertrank ein 66jähriger in den Wassermassen eines Baches. Der Mann habe sein Vieh im Stall retten wollen und sei dabei unter einen Ladewagen geraten, der von den Fluten weggespült wurde, berichtet die Polizei. Mehr als 120 Menschen erlitten allein in Villingen-Schwenningen durch aprikosen- bis tennisballgroße Hagelkörner und Glassplitter Schnittwunden am Kopf. Dächer wurden abgedeckt und Straßen überflutet. Keller liefen voll, Bäume knickten um, im Kinzigtal wurde eine Brücke zerstört.

Große Hagelkörner und starker Wind zerstörten Dachfenster und rissen Ziegel von den Häusern. Hunderte Autos wurden zerbeult, Autoscheiben zertrümmert. Demolierte Verkehrsampeln baumelten lose an ihren Pfosten. Ein Feuerwehrmann: "Es sieht aus wie im Krieg." Gestern nachmittag lösten kräftige Hagelschauer erneut einen Großeinsatz der Feuerwehr in der Region aus: In Villingen-Schwenningen stürzte ein Mann bei Dacharbeiten ab und erlitt lebensgefährliche Verletzungen. In Trossingen gingen eine Viertelstunde lang etwa zehn Zentimeter große Hagelkörner nieder. Sie waren so wuchtig, daß sie Dachziegel durchschlugen und Dächer abdeckten. Rund 360 Häuser und mehrere hundert im Freien stehende Autos wurden auch dort beschädigt, Scheiben zerbarsten. Telefonleitungen brachen zeitweise zusammen. Auf den Straßen stand das Wasser, weil Gullys verstopft waren. Nach Kurzschlüssen wurden mehrere Feuer entfacht. Die Feuerwehr registrierte fast 400 Einsätze.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden im pfälzischen Wörth am Rhein innerhalb von drei Stunden mehr als 70 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. "Land unter" hieß es auch in Teilen Oberbayerns. Im Landkreis Berchtesgaden wurden Keller unter Wasser gesetzt. Zeitweise fiel der Strom aus. Auch einige Straßen waren überflutet. Schwere Unwetter über Teilen Österreichs haben dort ebenfalls schwere Schäden verursacht, besonders in der Steiermark. Aus Oberösterreich und Salzburg wurden nach wolkenbruchartigen Niederschlägen Murenabgänge gemeldet.

Auch die Nordostküste der USA leidet unter einer Regenflut: Wegen der schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten sind Hunderttausende Menschen aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen. 16 Einwohner kamen ums Leben.