Kommentar: Renaissance der Familie

Bundespräsident Horst Köhler hatte bereits bei seiner Antrittsrede im Juli vor einem Jahr das "Gefühl, in unserer Gesellschaft entwickelt sich eine Renaissance der Familie". Diesen "Trend" bestätigt jetzt der Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski. Ernüchternd sind allerdings die Gründe, warum die Deutschen ihre Liebe zur Familie entdecken und Kontakte mit Freunden, Bekannten und Nachbarn verstärken: Der bröckelnde Wohlstand drängt sie dazu. Das vom Staat gespannte soziale Netz reicht allein nicht mehr, wenn Arbeitslosigkeit droht oder erlebt wird. "Not schweißt zusammen." Diese Volksweisheit gilt zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften. "Das Zusammensein mit anderen macht unser Dasein lebenswert, nicht eine gesunde Wirtschaft", meinte kürzlich der anglikanische Erzbischof von Sydney, Peter Jensen. Doch in einer modernen, demokratischen Gesellschaft muß beides möglich sein: wohltemperierte Zwischenmenschlichkeit u n d Wohlstand für alle.