Der Wiener Kriminalpsychologe Thomas Müller ist der schillernde Star einer Szene, die fast auf jeden Menschen einen ganz besonderen Reiz ausübt. Der Job von Müller und seinen Kollegen ist es, sich mit Menschen zu befassen, die grauenvolle Verbrechen begangen haben. "So grotesk es klingt", sagt Müller, "aber ich muß von diesen Menschen lernen, um einmal etwas verhindern zu können." Die Kriminalpsychologie versucht also zu verstehen, welche Bedürfnisse bei Menschen ein Verhalten provozieren, die dann zu grauenhaften Verbrechen führen. Dazu gehört auch die Tatortanalyse. Denn ein Täter trifft am Tatort eine Reihe von Entscheidungen, die wiederum durch Vergleiche mit vielen anderen Tatortsituationen Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit zulassen. Seine Ursprünge hat dieser Bereich der Kriminologie in den USA. Dort gab es in den sechziger und siebziger Jahren eine Reihe von Serienmorden, die nicht geklärt werden konnten. Die Polizei geriet derart unter Druck, daß das FBI die "Behavioral Science Unit" gründete - eine Abteilung, die psychologische Täterprofile erstellt. Dafür mußten aber erst Taten in Beziehung zueinander gesetzt werden. Der Start für das sogenannte "Profiling". Müller hat von FBI-Experten wie Robert Ressler gelernt und die Tatortanalyse in Österreich und Deutschland weiterentwickelt. Seine Erkenntnisse hat der Wiener in dem Buch "Bestie Mensch" (Ecowin-Verlag, 22 Euro) spektakulär niedergeschrieben.