Kommentar

Im Morgengrauen, als die Stadt noch schlief, wurde Marc Dutroux ins Gericht von Arlon gebracht. Als die zwölf Geschworenen ausgewählt wurden, saß er hinter Panzerglas. 330 Polizisten bewachten das Gebäude von außen. Und der Verteidigungszustand hatte seine Gründe: Die Bevölkerung ist empört - vier von fünf Belgiern halten diesen Prozess für eine Farce.

Sein Land sei "krank bis auf die Knochen", hat Belgiens Premier Guy Verhofstadt konstatiert, bevor er ins Amt kam. Ursache: Die Gewaltenteilung, Korsett jeder gesunden Demokratie, funktioniere nicht mehr. Fast acht Jahre haben Polizei und Justiz gebraucht, um Anklage gegen Dutroux zu erheben. Fünf davon fallen in Verhofstadts Veranwortung. Fünf! Wieso, fragen die Belgier zu Recht, braucht ein Staat so lange, um einen Perversen und drei kleine Helfer vor den Kadi zu bringen? Und warum reagiert er so panisch auf den Verdacht, dass Dutroux nur die Spitze des - pädophilen - Eisbergs gewesen ist?

Dass der "Jahrhundertprozess" Antworten auf solche Fragen liefern wird, ist unwahrscheinlich. Dass er gestern überhaupt noch begonnen hat, grenzt nach den Ermittlungsskandalen an ein Wunder.