In der JVA Straubing haben sich in der Nacht dramatische Szenen abgespielt. Ein Schwerverbrecher nahm die Leiterin der sozialtherapeutischen Abteilung als Geisel. Das Drama wurde unblutig beendet.

Straubing. Es war 17.35 Uhr in der JVA Straubing, als der 51-jährige Häftling Roland K. sein Messer zückte und die 49-jährige Leiterin der sozialtherapeutischen Abteilung für Sexualstraftäter mit einem Messer bedrohte. Anschließend fesselte der Mörder und Sexualverbrecher die Psychologin und schloss sich mit ihr in deren Büro ein. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an.

Ein spezielles Verhandlungsteam redete immer wieder auf den Schwerverbrecher ein, der schließlich um 0.35 Uhr nach sieben Stunden von seiner Therapeutin abließ. Auch der Psychologe der Anstalt sei einbezogen gewesen, um den Mann von seiner Tat abzubringen, sagte Polizeisprecher Ludwig Stegerer in der Nacht. Der Häftling befindet sich nun wieder im Gefängnis. Die JVA war weiträumig abgesperrt. Die Frau blieb unverletzt.

Über das Motiv des Mannes wurde später aus Justizkreisen bekannt, dass er offensichtlich verärgert war, weil ihm der Besuch einer Brieffreundin verwehrt wurde. Daher habe er die Psychologin als Geisel genommen. Der Verbrecher, der wegen Mordes und Vergewaltigung seit 1985 in Straubing einsitzt, verbüßt eine lebenslange Haftstrafe.

Die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) reagierte sofort: Laut der "Süddeutschen Zeitung" wollte sie ihre Ägyptenreise vorzeitig abbrechen und noch in der Nacht vorzeitig nach Bayern zurückkehren.

Bislang sei nicht geklärt, wie der Gefangene an das Messer kam, sagte ein Sprecher des Regensburger Polizeipräsidiums. Die Therapeutin befindet sich derzeit in psychologischer Behandlung und ist nicht vernehmungsfähig. Wie das bayerische Justizministerium mitteilte besteht der Verdacht, dass der Häftling die Frau sexuell missbraucht hat. Er soll jetzt in eine andere JVA verlegt werden.