Die Forscher wollten vom Norden Kanadas auf Skiern zum Nordpol gelangen, doch jetzt sitzen sie auf halber Strecke fest. Sie drohen zu erfrieren. Ziel ihrer Expedition war, Daten über das Abschmelzen des Polareises zu sammeln – nun beten sie um ihr Überleben.

Die drei britischen Forscher setzten bei Sturm und Kälte einen verzweifelten Hilferuf ab. "Wir sind völlig ausgehungert, unsere Schlafsäcke sind voller Eis, und wir frieren immer mehr", schildert der Brite Pen Hadow nach Angaben der Londoner Zentrale seiner Mission "Catlin Arctic Survey" die Lage.

Demnach kamen die Forscher während der ganzen Expedition nur sehr schwer voran; die Temperaturen halten sich konstant bei Minus 40 Grad. Bei einem Forscher zeigten sich bereits Erfrierungen am linken Fuß. Uns kann nur noch der Wettergott helfen", sagte Hadow. "Es geht um das blanke Überleben."

Die Gruppe besitzt nur noch Nahrung für einen Tag. Das Team, das die Mission unterstützt, hofft nun auf eine Wetterbesserung, um ein Flugzeug mit Nothilfe losschicken zu können. Bisher missglückte jeder Versuch: Ein Flugzeug, musste wegen starker Stürme bereits drei Mal auf halber Strecke umkehren.

Sollte das Flugzeug dieses Mal den Weg zu den Forschern finden, steht den Forschern ein weiteres Hindernis bevor: Eine riesige Eisscholle ist auseinander gebrochen und ein Kilometer langer arktischer Fluss entstanden. Das Unterstützer-Team in London suchte auf Satellitenbildern nach einer Eisbrücke, auf der die Skifahrer den Fluss überqueren können, selbst wenn dies einen Umweg bedeuten sollte. Andernfalls müssten sie schwimmen. Dies würde jedoch ihren Tod bedeuten. Schon in den ersten Sekunden zieht sich die Lunge zusammen, der Mensch beginnt zu hyperventilieren. Dabei schießen Herzschlag und Blutdruck mit einem Schlag in die Höhe.

Hadow und seine Kollegen Martin Hartley und Ann Daniels waren am 28. Februar von einem Flugzeug im Packeis im Norden Kanadas abgesetzt worden. Sie wollten innerhalb von 85 Tagen auf Skiern zum Nordpol gelangen, auf ihrer Expedition wollten sie Daten über das Abschmelzen des Polareises sammeln.

Expeditionen zu den Polen waren schon immer gefährlich: Das ewige Eis, Schneestürme, Mangel an Nahrung, körperliche Anstrengungen, die großen Entfernungen, die zurückzulegen sind - all diese Faktoren gebündelt, ergeben ein gefährliches Paket. Aber nicht nur die Wetterverhältnisse forderten Leben, auch übertriebener Ehrgeiz, sorgte für Tote. Mitunter eskalierten Expeditionen zu regelrechten Zweikämpfen, wie beim berühmten Sturmlauf auf den Südpol zwischen Scott und Amundsen, bei dem Scott 1912 sein Leben lassen musste.

Übrigens: Die bisher tiefste Temperatur wurde mit -89,2 Grad am 21. Juli 1983 in Vostok, Antarktis, gemessen - nicht weit vom Südpol entfernt. Das polare Wüstenklima der Antarktis gilt als das lebensfeindlichste der Erde. Der Ort, an dem die tiefste Temperatur aller bewohnten Gebiete der Erde festgestellt wurde, liegt in Nordostsibirien, etwas südlich vom Polarkreis. Rund 400 Einwohner leben in dem Ort Ojmjakon. Hier wurde 1926 der Wert von -71,2 Grad ermittelt.