Ende Februar war er aus der Untersuchungshaft im italienischen Pescara entlassen worden. In der Münchner Anklageschrift taucht sein Name nicht auf.

Ende Februar war er aus der Untersuchungshaft im italienischen Pescara entlassen worden. In der Münchner Anklageschrift taucht sein Name nicht auf. Doch italienische Ermittler halten Ernano Barretta (64) für den Drahtzieher und Verführer im Hintergrund. Angeblich soll Herzensbrecher Helg Sgarbi ihm sogar hörig gewesen sein. Pescaras Oberstaatsanwalt Nicola Triffuoggi: "Nach unseren Erkenntnissen war Barretta der Auftraggeber der Erpressung. Er ist der Haupttäter."

Der korpulente Barretta, der in 40 Tagen Hungerstreik in der Haft abmagerte und graue Haare bekam, soll Chef einer "Art religiösen Sekte" sein. Triffuoggi: "Man weiß, dass diese Sekte das Ziel hat, sehr viel Geld einzutreiben. Die meisten Mitglieder kommen nicht aus Italien, und ihre Aufgabe ist es, Geld zu sammeln, das Barretta dann für sich selbst, seine Familie und seine Komplizen benutzt." Der gelernte Automechaniker, der auch kurz in Deutschland lebte, spürte irgendwann, dass er eine große Anziehungskraft auf Menschen ausübt. Einige hielten ihn sogar für die Reinkarnation Jesu. Immer freitags ließ der Guru Wunder geschehen und seine Hände bluten. Auf seinen Visitenkarten nennt er sich "Sensitivo" - einen Mann mit übernatürlichen Fähigkeiten. Seine Jünger gaben ihm viel Geld, Frauen durften auch mit Sex bezahlen, wie ein ehemaliges Sektenmitglied dem Zürcher "Tages-Anzeiger" berichtete.

Helg Sgarbi gehört schon fast 20 Jahre zum Kreis des selbst ernannten Wunderheilers. Auch Sgarbis Frau Gabriele Franziska, genannt Ela, gehört zur Sekte Barrettas. Sie soll noch immer auf dessen Anwesen in Pescosansonesco, einem 550-Seelen-Ort in den italienischen Abruzzen, leben. Dort fand die Polizei 1,7 Millionen Euro. Geld aus der Klatten-Erpressung? Der Prozess gegen Barretta wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung beginnt in Italien am 24. März.