Nicht Coldplay, nicht The Verve und auch nicht Scouting For Girls gewann am Mittwoch bei der Verleihung der „Brit Awards 2009“ in London den Preis als Großbritanniens beste Live-Band, sondern die Metal-Altmeister Iron Maiden. Eigentlich kein Wunder, denn Heavy Metal ist im Pop nach wie vor sowohl kreativ als auch kommerziell gesetzt. Bilder von den Brit Awards.

"Heavy Metal is the law that keeps us all unite and free” sangen die Hamburger Metaller von Helloween 1985 auf ihrem Debütalbum "Walls Of Jericho”, und auch wenn Helloween nicht unbedingt die wichtigste Hardrockband der Popgeschichte war und ist: Der Ausruf "Heavy Metal ist das Gesetz" gilt bis heute.

Pop-Trends kamen und gingen, sei es Punk, Hip-Hop, Disco oder Techno, Metal allerdings hat sich trotz seinen Anfängen in den Stadien der 70er (Black Sabbath, Deep Purple) und seiner nächsten Hochphase in den 80ern (Judas Priest, Metallica, Saxon, Iron Maiden) aus Mainstream-Sicht gemütlich in einer Nische eingerichtet. Da konnten AC/DC oder Metallica Millionen Alben verkaufen Metaller blieben medial eigentlich eine Randgruppe.

Anfang der 90er kam nach dem kurzen Boom des jungen Death-Metal-Subgenres die erste wirklich ernste Krise, als Ikonen wie Judas-Priest-Sänger Rob Halford, sein Maiden-Kollege Bruce Dickinson oder Metallica-Drummer Lars Ulrich öffentlich ihre Abkehr vom klassischen Metal verkündeten. Halford und Dickinson verließen ihre Bands, Metallica präsentierte auf den Alben "Load" und "Reload" biederen Rock und sogar die Szene-Bibel "Rock Hard" fragte in einer großen Serie: "Ist der Metal tot?" Im Mainstream hätte man diese Frage bejaht, hätte er gewusst, dass es damals noch so was wie Heavy Metal gab.

Und so musste sich Metal selber an den langen Haaren aus dem Sumpf ziehen: Ausgerechnet an den klassischen 80ern orientierte Bands wie Hammerfall und vorher kommerziell eher unauffällige Black-Metal-Satansbraten Marke Dimmu Borgir sorgten Ende der 90er-Jahre für ein derart erfolgreiches "Revival", dass Festivals wie das Wacken Open Air jedes Jahr verstärkten Zulauf verzeichneten. Kamen 1998 gerade 15.000 Hartgesottene zum Krach-Mekka bei Itzehoe, vermeldete Wacken in den letzten Jahren stets eine ausverkaufte Wiese mit über 70.000 Besuchern, so wird es auch 2009 sein. Wen wundert es da noch, dass Dickinson und Halford wieder zu ihren alten Bandkumpels stießen und Metallica die Lautstärkeregler auf "St. Anger" (2003) und "Death Magnetic" (2008) wieder hochschoben?

Und bei aller Revival-Liebe wurde der Fortschritt nicht vergessen: Neue Genres wie Metalcore, Folk-Metal, Symphonic Metal oder Melodic Death gaben dem härtesten Rock frische Impulse, Bands wie In Flames, Children Of Bodom, Amon Amarth oder Nightwish enterten ohne Mühe Top-Ten-Positionen in den deutschen Charts. Und den alten Helden werden immer noch auch eher mittelmäßige - Alben und Konzertkarten aus den Händen gerissen. Die Deutschland-Tourneen 2009 von AC/DC und Metallica waren trotz Kartenpreisen um 90 Euro nach wenigen Minuten ausverkauft.

Erhalten geblieben ist der Szene bei großer Uneinigkeit nach innen die große Einigkeit nach außen, basierend auf den drei Säulen des Metals: Energie (Konzerte, Tonträger), Loyalität (Metal als "ehrliche" Pop-Sparte) und Geselligkeit (Fannähe der Bands, Festivals). Wenn Lordi beim "Eurovision Song Contest” oder Subway To Sally beim "Bundesvision Song Contest” absahnen, dann weil sich die komplette Szene hinter ihnen vereint. Kein Pop-Genre kann so viele Fans mobilisieren, obwohl man als Mitglied der Metal-Gemeinde auch nach dem großen medialen Wacken-Hype 2006 durch den Kino-Dokufilm "Full Metal Village" weiterhin mit einem Bein in einer belächelten Randgruppe steht.

Die Bands wissen es zu schätzen und geben ihren treuen Fans was sie wollen: Lautstärke-Regler auf "elf", derbe Riffs, donnernde Drums, ein wenig Genre-Folklore und zeitlose Hits und prompt wurde die 2008er-"Somewhere Back In Time"-Tour von Iron Maiden inklusive Abstecher nach Wacken derart umjubelt, dass die britischen Metal-Veteranen nicht nur einen Brit-Award als beste Live-Band kassierten, sondern auch mit der Tour-Dokumentation "Flight 666" am 21. April ins Kino kommen. Heavy Metal ist das Gesetz.

Die nächsten Metal-Termine für Hamburg:

21.2. Dragonforce, Grünspan 23.2. Children Of Bodom, Große Freiheit 36 24.2. Exodus, Overkill, Markthalle 28.2. Ill Niño, Knust 1.3. Kreator, Docks 6.3. Judas Priest, Megadeth, Testament, Sporthalle 7.3. Amon Amarth, Obituary, Große Freiheit 36 23.3. Hammerfall, Docks