Die Welt schaut erschrocken auf die Bilder von der Explosion der US-Raumfähre und trauert um die sieben Astronauten.

Houston/Hamburg. Fassungslos haben Millionen Menschen in den USA und in der ganzen Welt auf die Explosion der Raumfähre Columbia reagiert. Es geschah 16 Minuten vor der geplanten Landung, die Crew war schon fast zu Hause. Amerika steht ein weiteres Mal unter Schock. 17 Jahre nach dem Verlust der Challenger mit ebenfalls sieben Toten hat die bemannte Raumfahrt der USA damit wieder einen furchtbaren Rückschlag erlitten. Die Flüge mit den verbliebenen drei Space-Shuttles wurden auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die sieben Astronauten, darunter zwei Frauen, hatten ihre 16-tägige Mission mit zahlreichen wissenschaftlichen Experimenten schon fast beendet, als die Katastrophe über sie hereinbrach; Niemand von ihnen überlebte. Nach einem Bilderbuchanflug hatten die NASA-Techniker im Kontrollzentrum in Houston, Texas, eine halbe Stunde vor dem geplanten Landezeitpunkt, um 15.16 MEZ erste Anzeichen für eine Störung bemerkt: Temperatur- und Drucksensoren fielen plötzlich aus. Nur eine Minute, nachdem die Crew darüber informiert worden war, brach der Kontakt zu ihr abrupt ab. Kurz nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre zerbrach die zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 20 000 Stundenkilometer schnelle Columbia in 63 Kilometer Höhe. Tausende glühender Einzelteile regneten auf ein rund tausend Quadratkilometer großes Gebiet in vier US-Staaten, vor allem aber in Texas, der Heimat von US-Präsident George W. Bush, nieder. Einige Wrackteile waren so groß wie Autos. Nahe der texanischen Ortschaft Hemphill wurden auch verkohlte Leichenteile gefunden. "Ich wünsche niemandem, das zu sehen, was ich gesehen habe", sagte Notfall-Koordinator Billy Smith. Zur Crew gehörten auch der erste israelische Astronaut sowie eine indisch-stämmige Wissenschaftlerin. Die Familie eines der US-Astronauten hatte bereits einen Angehörigen am 11. September 2001 im World Trade Center verloren. Ein sichtlich betroffener Präsident Bush trat vor die Fernsehkameras und teilte der Welt mit: "Die Columbia ist verloren. Es gibt keine Überlebenden." Experten konzentrieren sich nun auf die Ursachen der Tragödie. Technisches Versagen gilt als wahrscheinlich. Der frühere NASA-Ingenieur Don Nelson kritisierte aber auch mangelnde Sicherheit beim Einsatz der 22 Jahre alten Columbia. Untersucht wird nun vor allem ein Vorfall beim Start des Shuttle am 16. Januar. Dabei hatte sich ein Hartschaumteil der Außenisolierung gelöst und war gegen den linken Columbia-Tragflügel geprallt. Ist diese Beschädigung in Houston unterschätzt worden? Sieben Minuten vor dem Absturz der Fähre hatten Sensoren in diesem Tragflügel Alarmsignale ausgesendet. Denkbar ist , dass der Aufprall einige der keramischen Kacheln des Hitzeschildes gelockert hat, die sich beim Eintritt in die Erdatmosphäre ganz lösten. Das hätte einen verheerenden Reißverschluss-Effekt bewirkt: Durch den Anpressdruck wären ständig weitere Kacheln abgerissen; die ungeheure Hitze von fast 2000 Grad hätte die darunter liegende Aluminiumstruktur zerschmolzen. Geprüft wird aber auch, ob der vom Computer in Houston programmierte Eintrittswinkel der Columbia in die Atmosphäre falsch berechnet war. Wenige Stunden nach dem Columbia-Desaster startete ein russischer Raumtransporter vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur. Die Progress hat Treibstoff, Sauerstoff, Wasser und Verpflegung für die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS - ein Russe und zwei Amerikaner - an Bord.