Nach der Festnahme des gesuchten Kanadiers will die Generalstaatsanwaltschaft beim Kammergericht einen Auslieferungshaftbefehl erwirken.

Berlin. Der in Berlin gefasste kanadische Pornodarsteller soll am Dienstag einem Richter vorgeführt werden. Gegen den Mann mit dem Künstlernamen Luka Rocco Magnotta solle eine sogenannte Festhalteanordnung erlassen werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Dienstag. Dem 29 Jahre alten Kanadier wird vorgeworfen, in seiner Heimat einen chinesischen Studenten vor laufender Kamera zerstückelt zu haben. Er war mit internationalem Haftbefehl gesucht und am Montag in einem Internetcafé in Berlin gestellt worden.

Der Kanadier sollte laut Staatsanwaltschaft am Dienstag aus dem Polizeigewahrsam ins Untersuchungsgefängnis Moabit gebracht werden. Ein genauer Zeitpunkt wurde nicht genannt. Die Anordnung muss laut Staatsanwaltschaft erlassen werden, damit der Verdächtige im Auslieferungsgewahrsam bleibt. Kanada will nach Medienberichten sofort die Auslieferung Magnottas beantragen. Das könne allerdings Jahre dauern, sagte Rechtsexperte Gary Botting dem "Toronto Star“ mit Blick auf den Fall Karlheinz Schreiber. Der Auslieferung des Waffenhändlers nach Deutschland im Jahr 2009 war ein fünfjähriges juristisches Tauziehen vorausgegangen.

Auch die Berliner Staatsanwaltschaft sprach von einem rechtlich komplizierten Fall. Ein Auslieferungshaftbefehl solle beim Kammergericht beantragt werden. Ein Termin wurde nicht genannt. Ein Polizeisprecher sagte, der von Interpol erlassene Haftbefehl liege beim Landeskriminalamt vor. Ob Zielfahnder in Berlin im Einsatz waren, um den Mann zu fassen, war zunächst nicht bekannt. Diese Experten heften sich auf die Spur von Flüchtigen.

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Polizisten hatten den Pornodarsteller in einem Internetcafé auf der Karl-Marx-Straße im Bezirk Neukölln festgenommen. Der Gesuchte habe dort Internet-Berichte über sich gelesen. Ein 42-jähriger Café-Mitarbeiter hatte Verdacht geschöpft und darum ein Foto von Magnotta im Internet gesucht. "Ich lese viel, deshalb habe ich ihn erkannt“, sagte Kadir Anlayisli. Der Mann habe auf Französisch nach der Internetnutzung gefragt. Er saß im Café auf Platz 25.

Auf der Straße habe der Mitarbeiter dann einen Polizeiwagen angehalten, erzählen Ladenbesucher – angeblich sei er erst beim zweiten Wagen erfolgreich gewesen, weil man ihm zunächst nicht geglaubt habe. Die Polizei erklärte, einer von drei Mannschaftswagen, die dort zufällig entlang fuhren, habe angehalten. Sieben Einsatzkräfte seien schließlich in den Laden gegangen. Der Kanadier wurde in Handschellen abgeführt. (dpa)