Die Telefon-Abstimmung leitet eine kleine Firma aus Köln

Das letzte Wort hat das Publikum: Zuschauer aus 43 Ländern entscheiden Sonnabendabend per Telefon über die Sieger des "Eurovision Song Contest" (ESC); ihr Votum fließt zu 50 Prozent in das Endergebnis ein. Pro Sekunde werden rund 10 000 Anrufe und ebenso viele SMS-Nachrichten eingehen, die es auszuwerten gilt.

Diese große Aufgabe übernimmt eine kleine Firma in Köln: Digame Mobile. Das Unternehmen nutzt dazu eine selbst entwickelte Software namens "Pan European Response Platform", kurz PERP. Normalerweise beschäftigt Digame nur 25 Mitarbeiter, doch während des Wettbewerbs sind 70 Personen für das Unternehmen im Einsatz, um die gewaltige Datenmenge zu bewältigen. In jedem Land arbeitet Digame mit Telekommunikationsfirmen zusammen, 160 insgesamt. Dort gehen während der Abstimmung alle Anrufe und SMS ein. Per Direktleitung sind diese Partner mit der Zentrale in Köln verbunden, die alle Daten sammelt.

"Früher haben die teilnehmenden Länder das Voting eigenständig im Land organisiert", sagt Digame-Geschäftsführer Werner Klötsch. "Es gab fast keine Möglichkeit der Kontrolle." So wehrte sich der Verantwortliche eines Senders gegen das vom Veranstalter European Broadcasting Union (EBU) beschlossene Zuschauervotum mit den Worten: "Für wen wir stimmen, bestimme immer noch ich!" Kein Wunder, dass die EBU sich bald wünschte, den Willen der Zuschauer besser abzubilden. Nach den Halbfinalrunden bewerten die Fachjurys vorab die Darbietung der Interpreten und übermitteln die Punkte auf geheimem Weg nach Köln.

Sobald am Sonnabend die ersten Takte des ersten Finalbeitrags erklingen, können die Zuschauer zum Telefon greifen. Die T-Partner in jedem Land sammeln die Stimmen, zählen sie, übermitteln sie nach Köln und bestätigen per Unterschrift und Identifikationsnummer, dass die Zahlen korrekt sind. Die PERP-Software rechnet dann die Stimmen eines jeden Landes in Publikumspunkte um: Der Song mit den meisten Stimmen erhält zwölf Punkte, der zweite zehn, der dritte acht, dann sieben, sechs und so weiter. Entfällt auf zwei Auftritte exakt dieselbe Anzahl an Stimmen, dann erhält der Beitrag die höhere Punktzahl, der bei den vorliegenden Juryresultaten besser abgeschnitten hat. Anschließend verrechnet die Software Publikums- und Jurypunkte und ermittelt die Rangfolge.