Tragödie in Nordhausen. Ein dreijähriges Mädchen ist von vier Hunden totgebissen worden. Einsatzkräfte werden psychologisch betreut.

Nordhausen. Der Staatsanwältin Sandra Bock stand das Grauen noch im Gesicht geschrieben, das sie im Gerichtsmedizinischen Institut befallen haben musste. Auf dem Obduktionstisch lag ein dreijähriges Mädchen, das am Freitag - wenige Tage vor seinem vierten Geburtstag - von vier Kampfhunden totgebissen worden war. Das Kind habe „sehr aggressive Bisswunden am Kopf“ erlitten, berichtete Bock am Sonnabend auf einer Pressekonferenz im thüringischen Nordhausen. Die Uroma, die das Kind zur Tante in Oldisleben begleitet hatte, trug schwere Verletzungen an Armen und Kopf davon. Nach einer Operation ist sie außer Lebensgefahr.

Auch die Einsatzkräfte, die als erste am Tatort waren, tragen schwer an dem Gesehenen. Sie hätten ausgetauscht werden müssen, sagte der Leiter der zuständigen Polizeidirektion, Uwe Köppen. Die Eltern, die bei dem Vorfall nicht zugegen waren und die ihr einziges Kind verloren, stehen nach seinen Worten unter schwerem Schock und werden psychologisch betreut.

Die Urgroßmutter hatte mit dem Kind auf dem Arm das Haus der 44-Jährigen in Oldisleben gegen 17.00 Uhr betreten, wie Kriminaloberkommissar Michael Becker berichtete. Die beiden befanden sich allein im Wohnzimmer im Obergeschoss des Hauses, als die Hunde hereingestürzt kamen und sich sofort auf das Kind stürzten. Bei dem Versuch zu fliehen, kam die Frau zu Fall. Daraufhin attackierten die Hunde das Kind. Die Uroma, die sich schützend über das Mädchen warf, konnte die Tiere nicht fernhalten.

Die Hundehalterin hatte sich während der Attacke im Garten befunden und hatte nach eigenen Angaben weder Schreie noch Hundegebell mitbekommen. Erst einige Minuten, nachdem die Hunde aus dem Garten verschwunden gewesen seien und ein Hund mit Blutflecken am Hals zu ihr zurückgekehrt sei, sei sie misstrauisch geworden.

Die Staffordshire-Bullterrier, eine Hündin mit ihren 18 Monate alten Nachkommen, wurden nach der Tat sofort eingeschläfert. Laut Amtstierarzt Gunter Wolf könnten Schäden am zentralen Nervensystem die Aggressionen ausgelöst haben. Ein Schnelltest bei der Obduktion habe den Verdacht auf Tollwut nicht bestätigt. Die Tiere lebten illegal bei der Frau. Sie konnten sich frei in Haus und Garten bewegen. Ein Nachbar, der mehrfach seinen Zaun wegen der Hunde reparieren musste, soll sich mehrere Male ohne Erfolg über die aggressiven Tiere beschwert haben.

Kind und die Oma, die im selben Dorf wohnen, sollen sich öfters in dem Haus der Tante aufgehalten haben, ohne dass es zu Zwischenfällen mit den Hunden gekommen sei.

Der tragische Fall hat in Thüringen die Diskussion über den Umgang mit Kampfhunden neu entfacht. So wurden Forderungen laut, wie in anderen Bundesländern auch eine Liste gefährlicher Hunderassen zu erarbeiten, für die besondere Regeln gelten sollen.