Der Kulturbeauftragte Christophe Girard versuchte von Sicherheitslücken im Museum für moderne Kunst abzulenken.

Paris. Nach dem dreisten Kunstdiebstahl in Paris hat der Kulturbeauftragte der französischen Hauptstadt von offensichtlichen Sicherheitslücken abzulenken versucht. „Eine Scheibe zu zerschlagen und so in ein Museum einzudringen, fünf Gemälde herauszupicken und dann wieder zu gehen“, ohne dass die Nachtwächter etwas mitbekommen hätten, sei „beeindruckend“, sagte der Pariser Kulturbeauftragte Christophe Girard. Wie üblich seien in der Nacht zum Donnerstag drei Wachleute in dem städtischen Museum für Moderne Kunst gewesen. „Sie haben nichts gemerkt.“ „Wir haben es mit einem außerordentlich hohen Niveau an Raffiniertheit zu tun“, schloss Girard. Bei der Suche nach dem oder den Räubern gab es am Freitag noch keine heiße Spur.

Wenige Stunden nach dem Diebstahl der fünf Bilder – darunter allein eines vom spanischen Maler Pablo Picasso, dessen Wert laut Girard auf rund 25 Millionen Euro geschätzt wird – war bekanntgeworden, dass in dem Museum in der Nähe des Eiffelturms erstaunliche Sicherheitslücken klafften. Die Alarmanlage in der Kunstsammlung habe seit Ende März nicht richtig funktioniert, erklärte Bürgermeister Bertrand Delanoë. Auf den Überwachungskameras war lediglich zu sehen, dass eine einzelne Person durch ein Fenster in das Museum einstieg. Mitarbeiter stellten fest, dass der Täter die Scheibe eingeschlagen und ein Vorhängeschloss geknackt hatte, um in die Ausstellungsräume zu gelangen.

Der amtliche Schätzwert der gestohlenen Bilder liege zwischen 90 und 100 Millionen Euro, bestätigte der Kulturbeauftragte, nachdem Ermittler anfangs von 500 Millionen Euro gesprochen hatten. Das teuerste sei der Picasso, daneben entwendeten der oder die Täter vier Bilder der französischen Maler Henri Matisse, Georges Braque und Fernand Léger sowie dem italienischen Künstler Amedeo Modigliani. Die Kunstversicherung Axa-Art erklärte, die Meisterwerke seien „nach unserem Kenntnisstand nicht versichert“.

In Frankreich sorgen immer wieder spektakuläre Kunstdiebstähle für Aufsehen. So konnten Unbekannte im Juni vergangenen Jahres ein kostbares Skizzenbuch aus dem Picasso-Museum in Paris stehlen – die Vitrine, in der das Kunstwerk ausgestellt gewesen war, war nicht richtig abgeschlossen. An Silvester wurde aus einem Museum in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille das Bild „Les Choristes“ („Die Chorsänger“) von Edgar Degas gestohlen.

Nach dem spektakulären Diebstahl von Bildern aus einem Pariser Museum rätseln Experten über die Motive des Täters. Nach Angaben von Szenekennern sind die dutzende Millionen Euro wertvollen Meisterwerke von Malern wie Picasso und Matisse absolut unverkäuflich.