Der Papst hat sein Rücktrittsgesuch angenommen. Die Vorwürfe wegen sexueller Gewalt waren der Kirche offenbar bereits bekannt.

Vatikanstadt/Augsburg. Der wegen Misshandlungsvorwürfen in die Kritik geratene Bischof Walter Mixa ist von seinem Amt entbunden worden. Papst Benedikt XVI. nahm Mixas Rücktrittsgesuch an, wie der Vatikan mitteilte. Unmittelbar vor der Entscheidung waren gegen den Augsburger Bischof auch noch Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs laut geworden.

Bei seiner Entscheidung berief sich der Papst nach Angaben des Vatikans auf Artikel 401, Paragraph 2 des kanonischen Rechts. Dieser Paragraph sieht den verfrühten Ruhestand eines Geistlichen wegen Krankheit oder „anderer schwerwiegender Gründe“ vor dem 75. Lebensjahr vor. Der Papst entband Mixa gleichzeitig auch von seinem Amt als Militärbischof.

In Augsburg soll am Nachmittag das Domkapitel zur Wahl eines sogenannten Diözesan-Administrators zusammenkommen. Dieser übernimmt bis zur Ernennung eines Nachfolgers von Mixa die Leitung des Bistumst, wie Generalvikar Karlheiz Knebel mitteilte. „Wir sind an einem Neuanfang, den wir gemeinsam versuchen müssen“, erklärte Knebel.

Mixa war seit 2005 Bischof von Augsburg. Er hatte dem Vatikan am 21. April nach wochenlanger Debatte um seine Person und nach Misshandlungsvorwürfen ehemaliger Heimkinder seinen Rücktritt angeboten. Mehrere ehemalige Bewohner eines Waisenhauses im bayerischen Schrobenhausen hatten dem heute 69-Jährigen vorgeworfen, er habe sie in seiner Zeit als Stattpfarrer in dem kleinen Ort geschlagen und misshandelt. Mixa hatte dies zunächst bestritten und erst nach langem Zögern zugegeben, zwischen 1975 und 1996 Kinder und Jugendliche geschlagen zu haben. In einem Zeitungsinterview räumte er ein, er könne „die eine oder andere Watsch'n“ nicht ausschließen.

Gegen den 69-Jährigen wurden inzwischen auch Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs laut. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt bestätigte am Freitag entsprechende Vorermittlungen. Nach einem Bericht der „Augsburger Allgemeinen“ wird Mixa verdächtigt, während seiner Zeit als Eichstätter Bischof zwischen 1996 und 2005 einen minderjährigen Jungen missbraucht zu haben. Mixa ließ die Vorwürfe gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ durch seinen Anwalt Gerhard Decker zurückweisen.

Der Missbrauchsverdacht gegen Mixa war der katholischen Kirche laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ bereits vor dessen Rücktrittsgesuch bekannt. Bei einer Audienz in der vorvergangenenen Woche habe der Augsburger Weihbischof Anton Losinger Papst Benedikt XVI. von dem Verdacht berichtet, dass Mixa in seiner Zeit als Bischof von Eichstätt einen minderjährigen Jungen sexuell belästigt habe. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sowie der Münchner Erzbischof Reinhard Marx seien anwesend gewesen.

Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ reagierte mit Erleichterung auf die Annahme von Mixas Rücktrittsgesuch durch den Papst. Durch das lange Taktieren des Bischofs sei ein Ansehens- und Glaubwürdigkeitsverlust der katholischen Kirche weit über das Bistum hinaus entstanden, erklärte die Organisation am Samstag. Um dieses nicht noch zu vergrößern, müssten alle Vorwürfe umfassend und möglichst schnell aufgeklärt werden. Dabei dürfe es „keinen Bischofs-Bonus geben“, auch wenn zunächst von der Unschuldsvermutung auszugehen sei.