Mit der Junioren-WM, die an diesem Mittwoch in Allermöhe beginnt, will sich Hamburg auch als möglicher Gastgeber für Großereignisse empfehlen. Feierliche Eröffnung rund um die Alsterfontäne.

Hamburg. Am Dienstagabend war das WM-Gefühl zurück in Hamburg. Man sah fröhliche junge Menschen durch die Innenstadt ziehen, eingehüllt in die Fahnen ihrer Länder, sie sangen, klatschten, hatten Spaß. Und als sie alle am Jungfernstieg zusammenkamen, die 800 Aktiven aus 60 Nationen, da ruderten ihnen in der Abendsonne 30 Boote Hamburger Vereine entgegen, und die Alsterfontäne zauberte einen Regenbogen aufs Wasser, dass es schon fast kitschig wirkte. Kann es jetzt noch irgendeinen Zweifel daran geben, dass es eine erfolgreiche Junioren-WM wird, wie es sich Jean-Christophe Rolland wünschte, der Präsident des Ruderweltverbands Fisa, bevor er um 20.12 Uhr die Eröffnungsformel sprach?

Natürlich waren auch die 250 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gekommen. Für sie hatte diese WM bereits am Sonnabend begonnen. Sie waren zu einer Eröffnungsveranstaltung an die Regattastrecke am Allermöher Deich eingeladen und auf ihre Aufgaben eingeschworen worden. „Wir haben ihnen erklärt: Wir alle geben gemeinsam eine Visitenkarte für Hamburg ab“, sagt Jürgen Warner, der als Vorsitzender des Landesruderverbands AAC/NRB auch das Organisationskomitee anführt. „Unser Ziel ist, dass am Ende alle sagen: Hamburg kann es.“

In der Ruderszene selbst muss die Stadt davon kaum noch jemanden überzeugen. Es gibt wenige Standorte, die mit der Organisation großer Regatten mehr Erfahrung haben. Allermöhe ist alljährlich Schauplatz der internationalen DRV-Juniorenregatta und der norddeutschen Meisterschaften. Aber erst vor drei Jahren hat sich die Stadt, in der 1836 der erste Club des europäischen Festlands entstand, als Gastgeber eines Weltcups in die erste Reihe getraut.

Es war auch eine Art Feuertaufe für die Regattastrecke Dove Elbe, die zuvor für drei Millionen Euro renoviert worden war. Abendsonne und Regenbogen gab es seinerzeit allerdings nicht, vielmehr vergällten Wind und Regen den Aktiven das Rudern und den Zuschauern den Spaß. Obendrein verzichteten die starken Briten ebenso wie die Franzosen und die Niederländer aus Angst vor einer Ehec-Infektion kurzfristig auf ihre Teilnahme, was dem Weltcup viel von seinem sportlichen Wert entzog. Und die Stadt musste mit einem Zuschuss von schätzungsweise 600.000 Euro ein drohendes Minus abwenden.

Im Nachhinein betrachtet, sind es am Ende vielleicht mehr gewesen als nur Spesen. „Der Weltverband Fisa war seinerzeit sehr angetan davon, dass die Veranstaltung unter schwierigsten Umständen durchgeführt werden konnte“, sagt Warner. Er glaubt seither gute Argumente dafür zu haben, in Hamburg eine A-Weltmeisterschaft auszurichten: „Wir als Landesverband haben dieses Ziel, und auch die Stadt ist interessiert.“

Kosten kratzen an der Millionenmarke

Sportsenator Michael Neumann (SPD) hielt sich zwar zuletzt oft bedeckt, wenn es um die Ausrichtung großer Meisterschaften ging. Entsprechende Wünsche waren unter anderem aus dem Lager der Turner und der Radsportler an die Behörde herangetragen worden. Zu teuer, zu wenig langfristiger Nutzen, so die politischen Bedenken.

Die Ruderer hätten mit einem solchen Anliegen wohl bessere Aussichten. Zwar wäre auch bei ihnen eine Weltmeisterschaft nur mit einem siebenstelligen Förderbetrag zu bewältigen – schon die Kosten der Junioren-WM kratzen an dieser Marke. Doch in der Dekadenstrategie der Zukunftskommission Sport, an der sich seit 2011 die Sportpolitik der Stadt orientiert, wird für die vier Schwerpunktsportarten – und Rudern ist eine davon – eine Bewerbung um große Meisterschaften von 2015 an ausdrücklich gefordert.

Für Sonntag gibt es nur noch wenige Tickets

Nicht zuletzt würde eine WM-Kandidatur die Hamburger Olympia-Ambitionen bekräftigen. Mitte September will das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds eine Empfehlung abgeben, ob man ins Rennen um die Sommerspiele 2024 geht – und, wenn ja, mit welcher Stadt. Eine sportlich und organisatorisch erfolgreiche Großveranstaltung in einer olympischen Traditionssportart könnte da mehr Eindruck hinterlassen als jede aufwendige Drei-D-Animation.

In diesem Licht ist auch der Einsatz der Politik für diese Junioren-WM zu sehen. So legten sich Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) als Schirmherr und Senator Neumann Anfang Juli zusammen mit Achter-Olympiasieger Eric Johannesen und dem früheren Weltmeister Christian Dahlke auf der Binnenalster in die Ruder, um für die Veranstaltung zu werben. Die Aktion scheint gewirkt zu haben. Für den Sonntag melden die Veranstalter eine fast ausverkaufte Tribüne, von den 1500 Plätzen sind nur noch wenige verfügbar.