Der Volleyball-Bundesligist reagierte auf die sportliche Talfahrt. Gegen Münster dirigierte von Soosten das Team zum 3:1-Sieg.

Hamburg. Die Entscheidung fiel am Dienstagnachmittag bei einem Treffen von Vereinsverantwortlichen mit Vertretern der Aurubis AG, am Abend wurde sie Jean-Pierre Staelens nach dem Training bei einem Essen mitgeteilt. Der Niederländer, seit Juli 2010 im Amt, wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Trainer des zuletzt erfolglosen Harburger Volleyballteams Aurubis freigestellt. Manager Helmut von Soosten betreut seitdem die Frauen-Bundesligamannschaft, am Mittwochabend stand er beim Bundesliga-Spiel gegen den USC Münster das erste Mal wieder vor der Bank. Das half offenbar. Aurubis gewann vor 600 Zuschauern mit 3:1 (18:25, 25:18, 25:21, 25:17) Sätzen. Es war die bisher beste Saisonleistung. Von Soosten hatte bereits von 2005 bis 2010 das Team betreut.

Thema des Abends blieb jedoch die Trainertrennung. "Wir sind seit November unzufrieden mit dem Saisonverlauf, und jetzt war der Punkt erreicht, an dem wir überzeugt waren, reagieren zu müssen", sagte VT-Aurubis-Präsident Horst Lüders. "Mein Eindruck war, dass die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr stimmte." Im Dezember sei dieser Beschluss aufgeschoben worden, "weil wir glaubten, dass 'JP' es noch drehen kann. Es wurde in den Gesprächen festgelegt, was zu verändern ist. Das ist nicht passiert."

Trotz verschiedener Vorwarnungen kam die Beurlaubung für Staelens überraschend: "Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und bin traurig, dass ich diesen großartigen Verein verlassen muss. Ich war mir sicher, dass wir die Heimspiele gegen Münster und am Sonnabend gegen Aachen gewinnen würden und wieder in die Spur kommen." Dass einige Spielerinnen unzufrieden mit ihm waren, räumt er ein, "aber das kommt in einer Profimannschaft immer wieder vor. Mein Gefühl war, dass wir letztlich harmonisch zusammengearbeitet haben."

Als Erfolg reklamiert Staelens für sich nicht nur die erstmalige Qualifikation für den Europapokal im vergangenen Jahr, auch habe er die Spielerinnen weiterentwickelt, die Talente Eva Michalski, 23, und Saskia Radzuweit, 21, an die Nationalmannschaft herangeführt. Neben dem Misserfolg empfanden Verein und Sponsor Staelens' Äußerungen über die Transferpolitik als "wenig förderlich", sagte Lüders: "Im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten hat der Trainer die Spielerinnen bekommen, die er wollte." Staelens bestätigt das, sagt aber, "durch diesen Rahmen musste ich Abstriche von meiner Wunschformation machen".

Von Soosten will dem Team jetzt "mehr Spielfreude vermitteln". Der Kader habe sein Potenzial längst nicht ausgeschöpft. Beim 3:1 gegen Münster gelang das schon besser.