Klaus-Peter Kohl (65), Chef des Hamburger Profiboxstalles Universum, äußerte sich zur Absage des Schwergewichts-WM-Kampfes zwischen Ruslan Chagaev und Nikolai Valuev.

Abendblatt: Herr Kohl, Sie waren in Helsinki nicht anwesend, sollten erst am Sonnabend zum Kampf einfliegen. Was ist Ihr Eindruck von den Vorfällen?

Klaus-Peter Kohl: Für mich ist Nikolai Valuev der größte Feigling, der sich in der Schwergewichts-Szene bewegt. Er hätte mit einem kleinen Pikser, nämlich der passiven Impfung nach dem Kampf, eine Infektion mit Hepatitis B, die aus unserer Sicht sowieso unmöglich von Ruslan ausgehen kann, ausschließen können. Dieser Mann jagt Wildschweine mit der Hand, er schießt Bären, aber er hat Angst vor einer kleinen Spritze.

Abendblatt: Das heißt, Sie werfen Valuev vor, den Kampf gegen Chagaev gar nicht gewollt zu haben?

Kohl: Also, wenn ich in einer vergleichbaren Situation zu Chagaev gegangen wäre und ihm gesagt hätte, er müsse, um den Kampf zu retten, einen kleinen Pikser hinter sich bringen, dann hätte der sofort zugesagt. Im Gegenteil: Wenn ich ihm gesagt hätte, er dürfe den wichtigsten Kampf seines Lebens nicht machen, weil er dafür eine Spritze über sich ergehen lassen müsste, dann hätte der mich ausgeknockt.

Abendblatt: Das heißt auch, Sie unterstellen Ihrem Kollegen Wilfried Sauerland, dass er Einfluss genommen hat auf die Entscheidung Valuevs, indem er ihm abgeraten hat, sich impfen zu lassen?

Kohl: Ich unterstelle niemandem etwas, aber ich habe natürlich Vermutungen. Ich habe mir ja berichten lassen, was in Helsinki los war. Sauerland und seine Leute haben nach der Absage in einer Disko in Helsinki gefeiert und gelacht. Auch sonst haben sie mit Sicherheit nicht alles dafür getan, dass dieser Kampf stattfinden kann. Das sind die Beobachtungen, die ich habe. Alles weitere warten wir nun ab.

Abendblatt: Das Sauerland-Team sagt, man habe Universum schon am Anfang vergangener Woche aufgefordert, einen Nachtest zu machen. Da dieser erst Donnerstag erfolgte und die Werte erst Freitag nach dem Wiegen vorlagen, sei der Kampf so kurzfristig abgesagt worden. Haben Sie sich da Versäumnisse vorzuwerfen?

Kohl: Nein. Wir haben bis heute keine schriftliche Aufforderung erhalten, einen Nachtest durchzuführen. Wir haben am Mittwochmorgen erfahren, dass der finnische Verband so etwas erwägt, und haben dann am Donnerstag auf eigenes Betreiben hin einen Nachtest machen lassen, um sicherzugehen. Wir haben uns seit Mittwoch bemüht, mit einem Arzt zu sprechen, der vom finnischen Verband damit beauftragt worden ist, einen Nachtest zu machen. Aber es war nie ein Arzt greifbar. Das ist ein klarer Verstoß gegen die Regeln des Weltverbands WBA, der fordert, dass bei medizinischen Problemen drei verschiedene Fachärzte konsultiert werden müssen, um das Problem darzulegen. Das ist nicht passiert, und dafür muss der finnische Verband nun geradestehen.

Abendblatt: Was werden Sie nun tun, um Ihre Positionen durchzusetzen?

Kohl: Wir können und werden nicht der Entscheidung der WBA vorgreifen, die diese innerhalb von sieben Tagen fällen will. Aber wir behalten uns rechtliche Schritte gegen alle Parteien vor, die wir verantwortlich machen können. Ruslan Chagaev ist für mich der einzige und wahre WBA-Weltmeister im Schwergewicht, das habe ich immer gesagt. Valuev muss ihn besiegen, aber sportlich und nicht so, wie es jetzt versucht wurde. Wir wollen den Kampf, und wir sind sicher, dass Ruslan ihn gewinnen wird.

Interview: Björn Jensen