Angesichts des Machtkampfes zwischen Ferrari und dem Automobil-Weltverband FIA macht sich Rekordchampion Michael Schumacher Sorgen um die Zukunft der Formel 1.

Neuss. „Die Formel 1 ohne die großen Werke ist dann irgendwie doch nicht mehr Formel 1, sondern irgendeine minderwertige Serie“, sagte Schumacher in einem RTL-Interview zu den Ausstiegsdrohungen von Ferrari sowie der Konkurrenten BMW, Toyota, Renault und Red Bull.

„In erster Linie ist es eine Fahrer-Weltmeisterschaft, aber man muss auch sehen, dass die großen Teams ebenfalls die Würze mitbringen. Gerade der Name Ferrari überstrahlt sicherlich viele Fahrernahmen“, meinte der siebenmalige Weltmeister und heutige Berater des Traditionsrennstalls, der gegen die FIA sogar vor Gericht zog.

Der Ausstiegsbeschluss der Italiener für den Fall, dass sich FIA-Präsident Max Mosley mit seinem Plan einer Budget-Obergrenze von rund 44 Millionen Euro durchsetzt, stehe auf jeden Fall fest, meinte Schumacher. „Das ist eine entschiedene Sache, dass, sollte die Regel so bestehen bleiben, man unter dieser Prämisse keinen Sinn sieht, in der Formel 1 bleiben zu wollen“, erklärte der Kerpener. Das beziehe sich nicht nur auf Ferrari, sondern gelte auch für andere Werksteams.

Schumacher hofft allerdings, dass die Teamvereinigung FOTA und die FIA noch einen Konsens und eine Lösung finden. „Ich denke, dass man erkennen muss, dass die Formel 1 nicht nur aus Max Mosley und Bernie Ecclestone besteht, sondern dass diese Teams ein wichtiger Bestandteil sind. Sinnvoll wäre für alle, sich jetzt zusammen an einen Tisch zu setzen und einen Dialog zu führen, der es erlaubt, dass alle dabei bleiben“, sagte er: „Denn ich kann mir nicht wirklich die Formel 1 ohne Ferrari vorstellen, das gehört einfach zusammen.“

Immerhin hat Mosley zumindest in Bezug auf das mit der Budgetgrenze zusammenhängende Zwei-Klassen-Reglement leichte Kompromissbereitschaft signalisiert. „Der ursprüngliche Gedanke davon war: Wenn ein neues Team in die Formel 1 kommt und gewillt ist, unter dem Budget-Deckel anzutreten, dann soll es nicht hinterher fahren müssen, weil es gegen ein Team antritt, das 200 Millionen ausgeben kann“, sagte Mosley dem Fachmagazin Speedweek: „Nun aber zeigt sich, dass eigentlich alle die Budget-Grenze begrüssen. Dann hätte ein solches Team einen unfairen Vorteil. Daher werden wir uns auf gleiche Regeln für alle einigen.“

Laut Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist gerade dieses Zwei-Klassen-Regelement, das den Teams innerhalb der Budgetgrenze größere technische Freiheiten einräumt, der Punkt, der die FOTA am meisten stört. „Es darf keine zwei Reglements in einer Meisterschaft geben, schon gar nicht in der Königsklasse Formel 1“, sagte Haug am Dienstag in einer Telefonkonferenz: „Das funktioniert nicht einmal in niedrigeren Serien.“

Der Wunsch, die Kosten zu verringern, sei dagegen bei allen Teams vorhanden, vielleicht nicht unbedingt unter dem Oberbegriff Budget-Grenze. „Vielleicht kann man das anders definieren oder einen anderen Weg beschreiben, weniger Geld auszugeben“, meinte Haug.

Dass Ferrari gegen die Regeländerungen am Dienstag in Paris sogar vor Gericht zog, kann Haug allerdings „ein bisschen verstehen“: „Sie sind das Traditionsteam in der Formel 1 und haben dafür 700 bis 1000 Leute im Einsatz. Das von heute auf morgen halbieren zu müssen, wäre ein großer Klimmzug. Der Grundwille ist bei Ferrari der gleiche, ob auch der zeitliche Rhythmus der gleiche ist, sei mal dahingestellt.“

Haug geht davon aus, dass es am Wochenende am Rande des Großen Preises von Monaco (Sonntag, 14.00 Uhr/live bei Premiere und RTL) viele Gespräche zu diesem Thema geben wird, zumal die FIA die Einschreibefrist für die Saison 2010 auf die Zeit vom 22. bis 29. Mai festgelegt hat.

„Es gibt noch Fragen zum Reglement und zum Concorde Agreement. Die sollten erst beantwortet werden, bevor man sich einschreibt“, sagte er und bestätigte, dass McLaren-Mercedes wie die anderen Werksteams vorerst wohl auf die Meldung für 2010 verzichten wird. Haug hofft allerdings bei den Gesprächen auf den Verzicht auf Drohgebärden und den Einzug von Sachlichkeit: „Denn wenn Emotionen reinkommen, ist das nicht so gut.“