Hamburg. Diese fünf Spieler aus den Top Ten des Herrentennis wollen Ende September am Hamburger Rothenbaum aufschlagen.

Ein bisschen stolz war Sandra Reichel schon, als sie die Teilnehmerliste für das 114. Herrentennisturnier am Rothenbaum vorstellte. „Nach den zahlreichen Meldungen von absoluten Topspielern steigt unsere Vorfreude auf diese Veranstaltung noch einmal deutlich. Darunter sind viele Stars der neuen Generation, die wir in Hamburg bisher noch nicht live erlebt haben“, sagte die österreichische Turnierdirektorin.

Weder Novak Djokovic (33; Nr. 1), Rafael Nadal (34/Nr. 2) und Dominic Thiem (26/Nr. 3) – dafür aber fünf Spieler aus den Top Ten der Weltrangliste und weitere sieben aus den Top 20 haben sich bei der Herrentennisorganisation ATP für das hiesige 500er-Turnier (500 Punkte für den Sieger) registriert. Seit zwölf Jahren, als der Deutsche Tennis Bund (DTB) für sein Traditionsevent in Hamburg den höheren Mastersstatus verlor, gab es kein besseres Teilnehmerfeld mehr. Das ist Corona geschuldet.

Statt in Madrid wird in Hamburg gespielt

Weil das zunächst in den September verschobene Masters in Madrid (1000 Punkte) wegen steigender Virus-Fallzahlen in Spanien gestrichen wurde, nimmt Hamburg vom 19. bis 27. September den Termin zwischen den Italian Open in der Vorwoche in Rom (1000 Punkte) und den anschließenden French Open in Paris (2000 Punkte) ein. Der Rothenbaum ist damit die ideale Vorbereitungsplattform für den Höhepunkt der Sandplatzsaison, für das Grand-Slam-Turnier im Stade Roland Garros. Ursprünglich hätte in Hamburg wie in den vergangenen Jahren im Juli nach der Rasensaison gespielt werden sollen. Die fiel 2020 aus.

Die „Entry List“ wird angeführt vom Weltranglistenfünften, dem russischen US-Open-Finalisten Daniil Medwedew (24), und dem Sieger der ATP-Finals 2019 in London, dem Griechen Stefanos Tsitsipas (22/Nr. 6). Der Italiener Matteo Berrettini (24/Nr. 8), der Weltranglistenneunte Gael Monfils (33/Frankreich) und der Belgier David Goffin (29/Nr. 10) komplettieren das Top-Ten-Quintett.

Georgier Nikolos Bassi­laschwili will seinen Titel verteidigen

Damit endet die Liste der prominenten Namen nicht. Der Rothenbaum-Champion 2013, der Italiener Fabio Fognini (33/Nr. 11), der Spanier Roberto Bautista Agut (32/Nr. 12), Diego Schwartzman (28) aus Argentinien (Nr. 13), der letztjährige Finalist Andrej Rubljow (22) aus Russland (Nr. 14), die kanadischen Jungstars Denis Shapovalov (21/Nr. 17) und Félix Auger-Aliassime (20/Nr. 20) sowie der Chilene Cristian Garin (24/Nr. 18) wollen ebenfalls in Hamburg aufschlagen. Der Georgier Nikolos Bassi­laschwili (28/Nr. 27), der in den beiden vergangenen Jahren hier gewann, möchte seinen Titel verteidigen. Kevin Anderson (34) aus Südafrika wiederum, Wim­bledon-Finalist 2018, plant, nach langer Verletzungspause sein „geschütztes Ranking“ (Nr. 14) in Anspruch zu nehmen, um in Hamburg antreten zu können.

Für den Hamburger Alexander Zverev (23/Nr. 7), der im vergangenen Jahr das Halbfinale erreichte, liegt eine der vier Wildcards bereit. Seine Teilnahme wird wohl von seinen Erfolgen oder Misserfolgen in den nächsten Turnieren abhängen. Beim Masters in New York, der Generalprobe für die US Open (31. August bis 13. September), ließ er es bei seiner 3:6, 6:3, 5:7-Niederlage gegen den Schotten Andy Murray (33) zwar an Form, nicht aber an Einsicht vermissen.

Alexander Zverev entschuldigt sich

Nach zwei Monaten des Schweigens äußerte er sich erstmals reumütig zu seinem umstrittenen Verhalten während der Corona-Pandemie. „Ich habe einen Riesenfehler gemacht mit meinem Auftritt auf der Adria-Tennistour und danach auf einer Geburtstagsparty“, sagte Zverev. „Ich habe aber niemandem geschadet.“ Seine bisherigen sieben Corona-Tests seien alle negativ ausgefallen.

„Auch ohne Zverev haben wir ein exzellentes Teilnehmerfeld“, sagt Peter-Michael Reichel, der Vater der Turnierdirektorin und Inhaber der Rothenbaum-Lizenz. Ob am Ende alle, die jetzt gemeldet haben, auch kommen werden, bliebe abzuwarten, „ich rechne jedoch nicht mit vielen Absagen, andererseits würden dann Plätze frei.“ Der Cut für die 23 direkt für das Hauptfeld zugelassenen Profis liegt aktuell bei Weltranglistenposition 31.

Bislang sind 1000 Zuschauer im Stadion erlaubt

Erste Nachrücker wären der Serbe Filip Krajinovic (28/Nr. 32), der Kroate Borna Coric (23/Nr. 33) und Deutschlands Daviscupspieler Jan-Lennard Struff (30/Nr. 34), der in New York nach drei Siegen im Viertelfinale steht. Dazu werden in Absprache mit dem Deutschen Tennis Bund vier Wildcards verteilt, vier Spieler können es über die Qualifikation ins Turnier schaffen, ein Platz ist von der ATP für einen in der Vorwoche erfolgreichen Profi reserviert, der nicht die Qualifikation spielen kann.

Wie viele Zuschauer im September auf die für zehn Millionen Euro renovierte Anlage dürfen, verhandeln die Reichels gerade mit dem Hamburger Senat. Bisher sind 1000 Besucher im Stadion erlaubt, das nach dem Umbau noch 10.000 Sitzplätze hat. „Wir hoffen weiter auf 3000 bis 5000 Zuschauer“, sagt Peter-Michael Reichel. Die wären nötig, um den Etat von fünf Millionen Euro halbwegs zu decken. Morgen diskutieren die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer mit Kanzlerin Angela Merkel über Zuschauerkapazitäten bei Großveranstaltungen. „Ich hoffe auf eine differenzierte Betrachtung, was im Freien, was in Hallen möglich ist. Am Rothenbaum gibt es jetzt mehr Abstand zwischen den Sitzen, und das Tennispublikum ist auch nicht gerade bekannt für Fangesänge und lautstarkes Anfeuern“, sagt Reichel.