Die Spiele der 29. Olympiade, die am Sonntag enden, haben die globale Sehnsucht nach Komparativen erfüllt: schneller, höher, stärker; gigantischer,

Die Spiele der 29. Olympiade, die am Sonntag enden, haben die globale Sehnsucht nach Komparativen erfüllt: schneller, höher, stärker; gigantischer, möchte man noch hinzufügen. Die Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit wurden verschoben, ein weiteres Mal. Kosten, Einnahmen und Erträge sprangen in ungeahnte Dimensionen. Die Gewinner dürfen sich schon heute die Hände reichen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC), dessen Kassen vor Euros und Dollars bersten, der US-Fernsehsender NBC, der Rekordpreise bei Werbespots erlöste, und die Chinesen, die der Welt ein unvergleichliches Schauspiel ihrer Fähigkeiten inner- und außerhalb der Arenen boten. Nie wurde für Olympia eine glänzendere Fassade gezimmert. Und nie fiel der Blick hinter die Kulissen schwerer.

Bei allen Weltrekorden und Olympiasiegen rannte, schwamm und ritt der Dopingverdacht mit. Der ehrlichen Freundlichkeit, dem herzlichen Charme, der ungewohnten Offenheit und erfrischenden Neugier der Chinesen sind wir mit der bangen Frage begegnet, welchen Preis Andersdenkende in diesem Land zahlen mögen, jene, die um der Ruhe und Sicherheit wegen verhaftet, weggesperrt oder deportiert wurden.

Alle in Peking genommenen Dopingproben werden für acht Jahre eingefroren, um sie gegebenenfalls nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ein weiteres Mal analysieren zu können. Vielleicht sollten wir die Bewertung dieser Spiele mit dem Vermerk "noch zu klären, Wiedervorlage in zehn Jahren" erst einmal ablegen.

China, das steht uneingeschränkt fest, hat mit diesen Spielen der Welt die Hand gereicht. Das Land hat sich geöffnet für fremde Ideen, Sprachen, Kulturen und Werte. Die Brücken der Verständigung stehen. Beide Seiten sollten sie betreten. Das wäre der erste Superlativ in der langen Geschichte Olympias.