Mirko Englich löste mit dem Medaillengewinn ein Versprechen an seine Frau ein - Schwede sorgt für Eklat bei der Siegerehrung.

Peking. Söhnchen Noah schaute ein wenig traurig drein, als Mirko Englich vom russischen Kraftprotz über die Schulter geworfen wurde. Als der Papi dann aber auf das Podest kletterte und die Silbermedaille übergestreift bekam, war die Welt für den Filius wieder in Ordnung. Und auch Ehefrau Yvonne fiel dem erstem deutschen Medaillengewinner im Ringen seit 1996 um den Hals.

Just in diesem Moment hatte der Feuerwehrmann sein Versprechen eingelöst. "Als damals unsere Tochter Lotta geboren wurde, musste ich meiner Frau versprechen, dass ich bei den Olympischen Spielen eine Medaille hole", erklärte der 29-Jährige. Gesagt, getan: Nach einem furiosen Tag im griechisch-römischen Stil in der Klasse bis 96 kg musste sich Englich nur im Finalkampf seinem russischen Angstgegner und Europameister Aslanbek Chuschtow geschlagen geben. Dieser hatte schon im EM-Finale den achtmaligen deutschen Meister bezwungen.

So galt Englichs Dank seiner Frau: "Sie hat den Erfolg erst möglich gemacht. Sie ist auch Ringerin und hatte eine vielversprechende Karriere vor sich. Ich hätte ja auch bei den Kindern bleiben können." Blieb er aber nicht, und stand somit auf der großen Bühne im Agricultural University Gymnasium, während die Familie mit Fahne und Rassel in der Hand lautstark Unterstützung leistete.

"Ich war sprachlos, als bei der Siegerehrung die deutsche Fahne hochging", beschrieb Englich seine Gefühlslage, nachdem sein Siegeszug erst im Finale zu Ende gegangen war. Im Achtelfinale hatte er den Südkoreaner Han Tae-Young ausgeschaltet, danach musste der Albaner Elis Guri die Matte räumen, und im Halbfinale wurde mit einer weiteren überzeugenden Vorstellung der US-Amerikaner David Wheeler niedergerungen. Dabei hatte es lange Zeit gar nicht danach ausgesehen, dass Englich überhaupt in Peking würde starten dürfen. Erst Ende Mai löste der Hobbykoch beim letzten Qualifikationsturnier in Novi Sad das Peking-Ticket.

So strahlten im Lager des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) alle um die Wette. "Die Silbermedaille war nach der langen Durststrecke unheimlich wichtig", sagte Maik Bullmann, der 1992 das letzte Ringer-Gold für Deutschland geholt und auch vier Jahre später bei seiner Bronzemedaille einen der letzten DRB-Erfolge gefeiert hatte.

Über seine Zukunft wollte sich Englich noch nicht endgültig Gedanken machen. "Das wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Das ist aber noch nicht beschlossene Sache und wird erstmal mit der Familie durchgesprochen", sagte der Wittener, der in Eisenhüttenstadt an der Landesfeuerwehrschule derzeit eine Ausbildung zum Feuerwehrmann absolviert.

Ginge es nach dem Sohnemann, müsste Englich auf jeden Fall weitermachen. "Für ihn ist Ringen das Größte, und auch meine Tochter fängt schon an, mit ihren Puppen Würfe zu machen", berichtet Englich. Bundestrainer Bullmann wird es freuen, dass der Nachwuchs in den Startlöchern steht.

Für einen Eklat sorgte der Schwede Ara Abrahamian. Der Skandinavier warf seine Bronzemedaille bei der Siegerehrung in der Klasse bis 84 kg im griechisch-römischen Stil weg, weil er sich durch das Kampfgericht im Halbfinale benachteiligt fühlte. "Diese Medaille bedeutet mir nichts, ich wollte hier Gold holen", wetterte Abrahamian, der in der Vorschlussrunde gegen den späteren Olympiasieger Andrea Minguzzi (Italien) umstritten verloren hatte. Erst nach einem Telefonat mit seiner Familie ließ sich Abrahamian zu einem Antreten im Bronzekampf überreden. "Das war mein letzter Kampf. Ich denke, die Teilnahme an diesen Olympischen Spielen war ein Fehler", erklärte er.