Die sieben Kandidaten für den Ende September von den Mitgliedern zu wählenden Aufsichtsrat könnten für einen Neubeginn in den Beziehungen zwischen Rudolph und dem Verein stehen. Ein Kommentar

Die Besetzung eines Aufsichtsrats mit Fans, Unternehmern oder Politikern sagt gewöhnlich viel über die Kultur eines Vereins aus. Das Kontrollgremium ist in den meisten Clubs nach der Mitgliederversammlung das mächtigste Organ und kann die Richtlinien der Politik mitbestimmen. Beim HSV Handball jedoch hatten die Kontrolleure in der sportlich ruhmreichen Vergangenheit wenig bis nichts zu sagen. Oft wurden sie nicht einmal gehört, informiert oder gar gefragt. Die finanzielle Abhängigkeit vom Gönner und Mäzen Andreas Rudolph schuf autokrate Strukturen, die in der Satzung so nicht vorgegeben waren.

Nun wird nach dem in letzter Minute verhinderten Zwangsabstieg aus der Bundesliga beim HSV nicht die Demokratie Einzug halten. Der Club hängt weiter am Tropf Rudolphs. Doch die sieben Kandidaten für den Ende September von den Mitgliedern zu wählenden Aufsichtsrat könnten für einen Neubeginn in den Beziehungen zwischen Rudolph und dem Verein stehen. Es sind sechs Männer und eine Frau, die bewiesen haben, dass ihnen der Verein – wie Rudolph auch – stark am Herzen liegt, die jetzt auf ihre Weise Verantwortung übernehmen wollen – ohne gleich das System Rudolph infrage zu stellen.

Sie können zwar keine Millionen und vorerst auch keine neuen Sponsoren einbringen – diese Leute müssen erst wieder für den Verein gewonnen werden –, aber das, was der HSV Handball in der gegenwärtigen, immer noch existenziell bedrohlichen Lage wohl noch dringender braucht: Sympathie, Vertrauen, Verlässlichkeit. Insofern ist jede Wahl eine gute Wahl.