Erstmals hat sich Brasiliens Superstar zum persönlichen WM-Aus und dem der Seleção geäußert. Unter Tränen verriet er seine Gedanken, die er sich über seine Verletzung aus dem Kolumbien-Spiel macht.

Teresópolis. Brasiliens verletzter Superstar Neymar ist im gelben Nationaltrikot mit Unterschriften seiner Mitspieler zu seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem WM-Aus erschienen. „Natürlich schmerzt es, es wird für sehr lange Zeit schmerzen, aber es wird auch vorübergehen“, sagte der 22-Jährige bei einer Pressekonferenz am Donnerstag im Trainingscamp in Teresópolis zur Lage beim Rekord-Weltmeister nach dem 1:7-Debakel gegen Deutschland. „Es werden bessere Tage kommen, und wir tun alles, um dem brasilianischen Volk die Freude zurückzubringen und vor allem zurück in unsere Gesichter.“

Neymar hatte sich im Viertelfinale gegen Kolumbien nach einem Foul von Juan Zúñiga einen Lendenwirbel gebrochen. Nachdem der Stürmer am vergangenen Sonnabend auf einer Trage im Hubschrauber von Teresóplis nach Hause geflogen worden war, kehrte er am Donnerstag ins Trainingscamp „Granja Comary“ zurück und konnte dabei auch gehen. „Mich hat gefreut, dass die Leute hier applaudiert und die Namen der Spieler gerufen haben, trotz des Regens und der Schlappe. Ich danke allen, die uns bis zuletzt unterstützt haben“, sagte Neymar.

An Zúñiga übte Neymar harte Kritik. „Es war eine Aktion, mit der ich nicht einverstanden bin, die ich so nicht akzeptiere. Aber ich werde jetzt nicht sagen, dass es Absicht war“, sagte der Jungstar, sichtlich um Wahl der richtigen Wort bedacht. Unter Tränen fuhr er aber fort: „Zwei Zentimeter weiter nach innen, und ich säße jetzt im Rollstuhl.“

Richtig verzeihen kann Neymar Zúñiga das Foul - trotz dessen Entschuldigung - offenbar nicht. „Alle, die was vom Fußball verstehen, wissen, dass so ein Foul nicht normal ist“, sagte Neymar. Er habe sich immer gegen Fußtritte wehren können, „aber wenn ich jemandem den Rücken zuwende, habe ich keine Möglichkeit, mich zu schützen.“

Abstempeln wäre eine „Ungerechtigekeit“

Auf die gesamte WM blickte Neymar indes schon vor dem kleinen Finale kritisch zurück: „Wir haben nur einen durchschnittlichen Fußball geboten und es deshalb auch nur bis ins Halbfinale geschafft. Das war nicht der Fußball einer brasilianischen Seleção“, sagte der vierfache Turnier-Torschütze, der bekannte: „Wir haben versagt, Fehler begangen und zu wünschen übrig gelassen.“

Der Blackout beim 1:7-Debakel im WM-Halbfinale gegen Deutschland bleibt auch für Neymar ein Rätsel. „Unglaublich, unerklärlich“, antwortete der Dribbelkünstler. Er habe auch seine Teamkollege gefragt, keiner hätte aber eine Erklärung für den desaströsen Auftritt im Mineirão-Stadion.

Für ihn wäre es aber „eine Ungerechtigkeit“, wenn das aktuelle Team wie die WM-Elf vom Maracanazo 1950, der im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro verlorenen finalen Partie gegen Uruguay, für immer als Versager abgestempelt werde.

Neymar wünscht Messi den Titel

Und auch zum Finale äußerte sich Neymar schließlich. Dabei stellt Brasiliens Fußballstar die Freundschaft mit zwei Argentiniern über die ewige Rivalität mit dem südamerikanischen Nachbarn. „Ich hoffe, dass Messi und Mascherano gewinnen“, sagte der 22-Jährige vor dem WM-Finale der Gauchos am Sonntag (21.00 Uhr MESZ/ARD) gegen Deutschland und verteilte die Sympathien klar zu Gunsten seiner Klubkollegen vom FC Barcelona, Lionel Messi und Javier Mascherano.

„Messi hat es verdient, Weltmeister zu werden“, äußerte der Topstürmer, der am Donnerstag nach seiner Fraktur am Querfortsatz des dritten Lendenwirbels ins brasilianische WM-Quartier zurückgekehrt war, auf einer Pressekonferenz. Neymar will bis zum Spiel um Platz drei am Sonnabend in Brasília gegen die Niederlande beim Team bleiben.