Toni Kroos steht bei der WM im Fokus. Der Noch-Münchner konnte bisher überzeugen, sorgt aber vor allem wegen seines angeblich bevorstehenden Wechsels zu Real Madrid für Aufmerksamkeit.

Belo Horizonte. Das 50. Länderspiel eines deutschen Nationalspielers erhält viel Aufmerksamkeit. Normalerweise. Das Jubiläum von Toni Kroos dagegen ging beinahe unter. Es verkam zu einer Randnotiz im Trubel um das Halbfinale der DFB-Auswahl am Dienstagabend gegen Brasilien – vor allem aber auch, weil Kroos angeblich zu Real Madrid wechselt.

Wenn Kroos in den vergangenen Tagen irgendwo Rede und Antwort stand – das Thema war klar. Seit die spanische Zeitung Marca den Transfer als perfekt vermeldet hatte, musste sich der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler erklären. Die Antwort war stets die gleiche – keine Bestätigung, aber auch kein Dementi.

„Ich habe gesagt, dass nichts perfekt ist. Die letzte Meldung ist so einfach nicht richtig. Ich möchte erst diese WM spielen, und wenn sie vorbei ist, wird es eine Entscheidung geben. Dann werden wir schlauer sein“, sagte der Mittelfeldspieler erst am Montag der Münchner tz. Nach inzwischen übereinstimmenden Medienberichten steht die Entscheidung aber fest: Kroos wird ein Königlicher. Nur der Zeitpunkt ist noch unklar.

Der Vertrag des Nationalspielers beim FC Bayern läuft bis Sommer 2015, Real müsste also eine stattliche Ablöse hinlegen. Die Marca hatte schon einmal 25 Millionen Euro als Hausnummer genannt. Laut tz aber hat der deutsche Rekordmeister das erste Angebot von Real schon abgelehnt. Der Poker läuft. Sollte es zu keiner Einigung zwischen den Klubs kommen, müsste Kroos noch ein Jahr in München bleiben, wäre dann aber ablösefrei.

Mit dem FC Bayern hat sich Kroos über eine Verlängerung auf jeden Fall nicht verständigen können. Er wollte dem Vernehmen nach in eine Gehaltskategorie mit den Ribérys, Robbens, Lahms oder Schweinsteigers aufrücken. Rund zehn Millionen Euro soll er gefordert haben. Diese Summe waren und sind die Bayern aber wohl nicht bereit zu zahlen.

„Seine Ballbehandlung ist fast perfekt“


Dabei hat der hoch veranlagte Techniker bei dieser WM schon bewiesen, dass er zu den Großen der Branche gehört. Seinen Marktwert hat er definitiv gesteigert – und sich sogar schon ein Sonderlob von „König“ Johan Cruyff eingeheimst. Er genieße besonders das Spiel von Toni Kroos, sagte der niederländische Vize-Weltmeister von 1974: „Der Junge macht alles gut. Seine Ballbehandlung ist fast perfekt. Immer haben seine Pässe die richtige Geschwindigkeit. Schön zu sehen.“

Schön zu hören, dürfte Kroos denken. Noch immer sieht sich der gebürtige Greifswalder in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so gewürdigt, wie er es selbst gerne hätte. Kroos taugt mit seiner ruhigen Art nicht zum Glamour-Boy wie etwa ein Mario Götze oder Marco Reus. Auch seine eher sachliche Spielweise ist nicht jedermanns Sache. Es gibt nicht wenige, die Kroos vorwerfen, das Spiel zu verschleppen.

Andere wiederum sehen ihn als genialen Pass- und Taktgeber. Dazu zählen neben Cruyff Bayern-Trainer Pep Guardiola – und inzwischen auch Bundestrainer Joachim Löw. Und auch bei Real sind sie offensichtlich von Kroos' Künsten überzeugt. Er soll beim Klub von Weltfußballer Cristiano Ronaldo und DFB-Kollege Sami Khedira einen Vertrag über fünf Jahre unterschreiben. Für angeblich fünf Millionen Euro netto pro Jahr.