Die Welt schaut heute auf Brasilien: Der Gastgeber eröffnet die Fußball-WM gegen Kroatien. Vorher sang noch Jennifer Lopez auf der Eröffnungsfeier.

São Paulo. Natur, Menschen und der Fußball als „wahre brasilianische Kunstform„: Die „drei Schätze Brasiliens“ standen bei der verspielt-fröhlichen Eröffnungsfeier der 20. Fußball-WM im Mittelpunkt.

660 Darsteller zeigten das Land des Rekordweltmeisters bei der 25-minütigen Feier in der nicht annähernd komplett gefüllten Corinthians Arena von São Paulo von seiner fröhlichen und bunten Seite und versuchten, die Schlagzeilen von erneuten Krawallen zuvor im Zentrum der 20-Millionen-Metropole so gut wie möglich vergessen zu lassen.

Als Signal für das weitere Turnier war die Feier sehr angenehm. Die Brasilianer zeigten sich fast kindlich ausgelassen, herzlich, aber im Gegensatz zu vielen vorherigen Eröffnungsfeiern von sportlichen Großveranstaltungen nicht zu selbstverliebt.

Zu Beginn stieg ein „lebender Ball“ aus 90.000 LED-Lichtern in den Nachmittagshimmel von São Paulo, für den Schlusspunkt sorgte die Präsentation des offiziellen WM-Songs. „We Are One“ wurde von Rapper Pitbull, der brasilianischen Sängerin Claudia Leitte und nach einer zwischenzeitlichen Absage doch von US-Popstar Jennifer Lopez live performt. Dies riss auch die bis dahin andächtig zuschauenden Zuschauer zu Begeisterungsstürmen.

Dazwischen wurden die „drei Schätze Brasiliens“ in voller Farbenpracht hevorgehoben. Mineralien und Pflanzen standen für die Natur, die Liebe zum Leben und die Leidenschaft zu Musik und Tanz für die Menschen. Den Abschluss bildete der Fußball.

Die Eröffnungsfeier im Liveticker

20:40 Uhr: Nach pünktlichen 25 Minuten ist die Eröffnungsfeier vorbei. Es gab höflichen Applaus, doch nun sollte Fußball folgen.

20:37 Uhr: Jetzt kommen auch Jennifer Lopez und Rapper „Pitbull“ zum Vorschein und singen den offiziellen WM-Song.

20:34 Uhr: Ein Querschnittsgelähmter wird symbolisch den Anstoß vornehmen. Einem Roboter sei dank. Doch vorher erscheint Claudia Leitte, brasilianische Sängerin.

20:31 Uhr: Das Stadion ist noch lange nicht voll. Junge Schiedsrichter zeigen den Tänzern nun die Rote Karte. Es beginnt Akt Nummer drei, er erzählt vom Leben vieler Menschen in Brasilien und ihrer Liebe zum Fußball.

20:30 Uhr: Sieht ja ganz nett aus, ist aber kein Vergleich zu olympischen Eröffnungsfeiern.

20:27 Uhr: Tänzer zeigen den Capoeira, einen brasilianischen Kampftanz.

20:23 Uhr: Der erste Akt war eher von ruhiger Natur. Der zweite Akt verspricht Folklore mit heimischen Instrumenten.

20:21 Uhr: Die Musik wurde von brasilianischen Komponisten in Gemeinschaftsarbeit entwickelt. Brasilianische Urvölker laufen ins Stadion ein.

20:20 Uhr: Die Arena in Sao Paulo wird von allerlei Gewächsen bevölkert. Zudem präsentieren die Tänzer eine Hommage an den Amazonas.

20:18 Uhr: Der Regenwald wird gleich zu Anfang von den Darstellern symbolisiert.

20:15 Uhr: In São Paulo hat die Eröffnungsshow für die 20. Fußball-Weltmeisterschaft begonnen. Während der rund 25-minütigen Show werden mehr als 600 Tänzer und Tänzerinnen künstlerisch die drei „Schätze“ Brasiliens – Natur, Menschen, Fußball – darstellen.

Höhepunkt wird der Auftritt der US-Sängerin Jennifer Lopez, des US-Rappers Pitbull und der brasilianischen Sängerin Claudia Leitte sein, die zum Schluss der Zeremonie den offiziellen Song „We are one“ singen. Offiziell eröffnet wird die WM von drei Kindern, die direkt vor dem Anpfiff des Partie Brasilien-Kroatien (22.00 Uhr MESZ) Friedenstauben in den Himmel aufsteigen lassen.

Während der Zeremonie soll auch der acht Arbeiter gedacht werden, die während der Bauarbeiten für die zwölf WM-Stadien ums Leben kamen. Unter den rund 62.000 Zuschauern ist neben Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und Fifa-Chef Joseph Blatter auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Kurz vor dem Startschuss der WM

São Paulo. Startschuss für die Fußball-WM in Brasilien: Der Gastgeber und Rekordweltmeister trifft heute (22 Uhr/ZDF) im Eröffnungsspiel in der Arena in São Paulo auf Kroatien. Im Vorfeld des Spiels wird die 20. WM-Endrunde feierlich mit einer 25-minütigen Show eröffnet. US-Sängerin Jennifer Lopez wird gemeinsam mit dem US-Rapper Pitbull und der brasilianischen Sängerin Claudia Leitte den WM-Song „We are one“ singen.

Mit einem Sieg gegen Kroatien will Brasilien Kurs auf den sechsten Titel nehmen. „Es sind sieben Schritte. Wir müssen jetzt den ersten gehen. Stufen überspringen können wir nicht“, sagte Trainer Luiz Felipe Scolari vor der ersten von sieben möglichen Begegnungen des favorisierten Gastgebers. Milliarden Fernsehzuschauer werden vor allem auf Brasiliens Stürmer Neymar schauen: Der 22-Jährige vom FC Barcelona soll der Superstar des Turniers werden. „Ich übernehme Verantwortung. Unsere Fans können sicher sein: 23 Krieger werden sich für die Seleção zerreißen und wollen den Titel holen“ versprach er und setzt auf die Fans im fußballverrücktesten Land der Welt: „Das Publikum ist unser zwölfter Mann, der wichtigste Mann.“

Auch wenn der Fußball ab heute für Milliarden Fans im Fokus steht, werden die Proteste gegen die WM in Brasilien nicht nachlassen. Für neun von zwölf WM-Städten sind Demonstrationen angekündigt. In São Paulo sind gleich mehrere Protestaktionen geplant.

Zehn Tote nach Überschwemmungen, Proteste angekündigt

Durch Überschwemmungen sind in Südbrasilien zehn Menschen ums Leben gekommen. Die starken Regenfälle haben im Bundesstaat Paraná zur Überflutung des Rio Iguazú geführt. Aus der Hauptstadt des Bundesstaates, Curitíba, sind fast 500 Einwohner in Sicherheit gebracht worden, teilen die Behörden mit. In der Arena Da Baixada von Curitíba sollen am 16. Juni die Begegnung zwischen Nigeria und Iran und eine Woche darauf das Spiel Spanien gegen Australien ausgetragen werden.

Wenige Stunden vor dem Beginn der WM ist ein Teil des Bodenpersonals an den Flughäfen der Millionenstadt Rio de Janeiro in den Streik getreten. Ausgerufen wurde der 24-stündige Ausstand von der lokalen Gewerkschaft SIMARJ, die damit gegen die seit Monaten festgefahrenen Tarifverhandlungen protestiert. Der Streik blieb nach örtlichen Medienberichten in den ersten Stunden ohne größere Auswirkungen. E

In São Paulo ist derweil ein neuer Streik der U-Bahnfahrer abgewendet worden. Die Gewerkschaft beschloss am Mittwochabend (Ortszeit) den Ausstand nicht fortzusetzen. Sie wird aller Voraussicht nach das Angebot für eine Lohnerhöhung von 8,7 Prozent annehmen. Rousseff machte vor dem Start der Fußball-WM klar, dass die Sicherheitskräfte keine Toleranz im Falle möglicher Krawalle zeigen werden. „Wir sind ein demokratisches Land, und wir respektieren das Recht der Menschen zu demonstrieren“, sagte sie. Doch es werde nicht die „geringste Rücksichtnahme“ gegenüber Randalierern geben. Die Regierung werde auch „die Sicherheit aller Touristen garantieren“.

In der Geschichte der WM-Eröffnungsspiele führt am Donnerstag mit dem Japaner Yuichi Nishimura zum dritten Mal ein Schiedsrichter aus Asien Regie. Überwiegend – in 13 von 20 Fällen – gab ein Referee aus Europa den Anpfiff zum Premierenspiel einer WM-Endrunde. Kurt Tschenscher aus Mannheim ist der bisher einzige Deutsche, dem diese Ehre zuteil wurde.

Drei Wolfsburger wohl in Startelf

Drei Profis aus der Bundesliga könnten beim Eröffnungsspiel auf dem Rasen stehen. Brasiliens Luiz Gustavo (VfL Wolfsburg) gehört seit dem Confederations Cup zur Stammelf von Trainer Luiz Felipe Scolari und ist im defensiven Mittelfeld eine feste Größe neben dem etwas offensiveren Paulinho. Gustavos Clubkollegen Ivica Olic und Ivan Perisic sollen für Kroatien auflaufen. Der Außenseiter weiß um die nervliche Belastung des Gegners. „Brasilien ist Favorit und muss als Gastgeber den Titel holen. Der Druck ist immens. Diesen Druck kann man nicht messen, den werden die Spieler nie mehr in ihrem Leben haben“, sagte Trainer Niko Kovac.

Mit großem Selbstvertrauen hat Kovac Brasilien den Kampf angesagt. „Wir sind für eine Überraschung gut. Ich bin zuversichtlich, dass mein Team ein historisches Ergebnis erreichen kann, wenn es nach Plan läuft“, sagte der Ex-Bundesliga-Profi. Seine Mannschaft wolle versuchen, den WM-Favoriten durch mutigen Offensivfußball aus dem Rhythmus zu bringen.

„Wir werden keinen Bus ins Tor stellen. Wir wollen angreifen und unsere Chance suchen. Und wir werden bis zum Schlusspfiff kämpfen. Das verspreche ich“, meinte Kovac, der offen ließ, welcher Akteur für den gesperrten Angreifer Mario Mandzukic (Bayern München) auflaufen wird.

Brasiliens Superstar Neymar flöße ihm keine Angst ein. „Ich habe wegen Neymar keine schlaflosen Nächte. Er ist ein Weltklassespieler, aber ich hatte sechs Monate Zeit, Brasilien zu studieren“, erklärte Kovac. „Das kleine Kroatien hat auch Weltklassespieler. Vielleicht hat ja Scolari schlaflose Nächte.“ Brasiliens Coach Luiz Felipe Scolari hatte aber kurz zuvor offenbart, gut schlafen zu können.

Mit Material von dpa und sid