Der WM gehen allmählich die Stars aus. Mittlerweile ist eine komplette Weltauswahl zum Zuschauen verdammt. Das jüngste prominente Beispiel ist der kolumbianische Stürmerstar Radamel Falcao.

Bogotá/Frankfurt. Als Radamel Falcao die kolumbianischen Fußballfans in die Depression stürzte, war das Gesicht des Hoffnungsträgers a. D. völlig versteinert. „Ich möchte keinem gesunden Spieler den Platz wegnehmen, und ich will mich nicht gegen meine eigene Gesundheit entscheiden“, begründete der tief enttäuschte Stürmerstar, der die Hände wie zum Gebet gefaltet hatte, seinen verletzungsbedingten WM-Verzicht. Damit fehlt der Endrunde in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) eine weitere Attraktion.

Mittlerweile ist eine komplette Weltauswahl aufgrund von Verletzungen oder der verpassten Qualifikation zum Zuschauen verdammt. Allein um den Angriff mit Falcao, Zlatan Ibrahimovic, Robert Lewandowski und Gareth Bale würde sich jeder Nationaltrainer reißen. Auch die Bundesligaprofis Lukasz Piszczek, Henrikh Mkhitaryan, David Alaba und Claudio Pizarro fehlen in Brasilien.

Erst am Wochenende mussten zudem der Italiener Riccardo Montolivo (Schienbeinbruch) und der Mexikaner Luis Montes (Schien- und Wadenbeinbruch) absagen. Der Spanier Thiago (Innenbandanriss) von Bayern München kann die WM nur vor dem Fernseher verfolgen – genauso wie Englands Theo Walcott (Kreuzbandriss), Rafael van der Vaart (Wadenverletzung) und Kevin Strootman (beide Niederlande/Kreuzband- und Meniskusriss).

Wunderheilung bleibt aus


Im Fall von Falcao hatte ganz Kolumbien auf die Wunderheilung des 60-Millionen-Manns vom AS Monaco gehofft, doch am Ende war es ein aussichtsloses Rennen gegen die Zeit. Nach seinem Kreuzbandriss Ende Januar erholte sich Falcao – wie von den meisten Experten erwartet und befürchtet – nicht rechtzeitig.

„Ich bin in den vergangenen Tagen in unserem Trainingslager eigentlich in einer guten Verfassung gewesen. Aber es reicht einfach noch nicht“, sagte Falcao, der seine Trauer nicht verheimlichen konnte. Nun muss der 28-Jährige seinen Teamkollegen, die in der Vorrundengruppe C auf Griechenland, Japan und die Elfenbeinküste treffen, aus der Ferne die Daumen drücken.

Auch Trainer José Pekerman hatte bei der Bekanntgabe seines WM-Kaders einen Kloß im Hals. „Es ist eine traurige Nacht. Ich muss schmerzvoll erklären, dass Falcao und Luis Perea wegen ihrer Verletzungen nicht an der WM teilnehmen können“, sagte der Argentinier, der in Adrián Ramos (noch Hertha BSC, bald Borussia Dortmund) nur einen Bundesligaprofi nominierte.

Ersetzt BVB-Neuzugang Ramos Falcao?


Erst vor drei Wochen hatte Falcao, der in seinen bisherigen 51 Länderspielen 20 Tore erzielte, noch Zuversicht verbreitet. „Mein Knie wird immer besser. Ich habe weiterhin das Ziel, bei der WM dabei zu sein“, sagte der Angreifer damals – doch die Hoffnungen des Torjägers, der im Sommer 2013 für 60 Millionen Euro von Atlético Madrid nach Monaco wechselte, erfüllten sich nicht.

Falcao, der mit einem Monatsgehalt von 1,2 Millionen Euro netto der Topverdiener der Ligue 1 ist, hatte die schwere Verletzung in einem Pokalspiel beim Viertligisten Chasselay erlitten. Daraufhin gingen bei Chasselays Verteidiger Söner Ertek, der den neunmaligen Torschützen in der WM-Qualifikation gefoult hatte, Morddrohungen aus Kolumbien ein.

Um die Wogen zu glätten, erteilte Falcao dem Amateur Absolution: „Mache dich nicht für den Unfall verantwortlich, sowas passiert im Fußball“, twitterte der Stürmer.

Dieser Unfall macht Pékerman, der Kolumbien zur ersten WM-Teilnahme nach 16 Jahren Abstinenz geführt hat, allerdings einen Strich durch die Rechnung. Schließlich hatte der Coach vor der Verletzung Falcaos noch prophezeit, dass der Torjager der Cafeteros „der beste Spieler bei der Endrunde“ sein werde.