Was für ein grandioser WM-Abschied. Die deutsche Nationalelf hat die Weltmeisterschaft beendet, wie sie sie begonnen hat: Mit einer tollen Fußball-Gala. Durch einen 3:1-Sieg gegen Portugal sicherten sich die Klinsmänner den dritten Platz. Die Herzen der Fans hatten sie schon längst gewonnen. Und das ganz Land feierte noch einmal eine riesige Party.

STUTTGART. Ein entfesselter Bastian Schweinsteiger führte die Gastgeber am Samstagabend im Platzierungsspiel in Stuttgart mit seinem zweiten Doppelpack im DFB-Trikot zum 3:1 (0:0)-Sieg gegen Portugal, mit dem Deutschland zum dritten Mal nach 1934 und 1970 eine WM auf Rang drei beendete. Der Münchner traf vor 52 000 Zuschauern in der 56. und 78. Minute mit knallharten Fernschüssen, dazu lenkte der Portugiese Petit (61.) einen Schweinsteiger-Freistoß ins eigene Tor. Zwei Minuten vor Schluß verkürzte Nuno Gomes auf 1:3.

Mit begeisterten "Klinsmann"-Sprechchören feierten die Fans die Mannschaft, die die Stimmung für die große Abschiedsparty am Sonntagmittag auf der Fanmeile in Berlin noch einmal kräftig anheizte. Ein Titel ist dem deutschen Team praktisch sicher: Mit fünf Treffern dürfte Miroslav Klose die Torjägerkrone schon vor dem Finale zwischen Italien und Frankreich am Sonntag in Berlin sicher sein.

Von Enttäuschung über den Halbfinal-K.o. gegen Italien war bei der Rückkehr in die Heimatstadt des Bundestrainers nichts mehr zu spüren. Nach ihrem knapp vierwöchigen Triumphzug durch die WM-Stadien in München, Dortmund und Berlin gelang es der radikal umformierten deutschen Mannschaft beim letzten Auftritt, die Anhängerschaft noch einmal mit erfrischendem Offensivfußball mitzureißen.

Dabei waren die Voraussetzungen für ein gutes Spiel alles andere als günstig, denn die Liste der Ausfälle mit Kapitän Michael Ballack, Arne Friedrich, Per Mertesacker und Tim Borowski wurde kurz vor Beginn der Partie um Robert Huth erweitert. Der England-Legionär, der Mertesacker ersetzen sollte, verletzte sich beim Warmmachen und mußte seinen Platz in der Innenverteidigung an Jens Nowotny abtreten. Der Leverkusener WM-Debütant machte seine Sache im Deckungszentrum ebenso gut wie der Gladbacher Marcell Jansen, der es bei seinem Turnier-Einstand auf der linken Abwehrseite meist mit Cristiano Ronaldo zu tun hatte.

Doch obwohl mit Christoph Metzelder in der Defensivabteilung nur eine Stammkraft übrig geblieben war, hatte Oliver Kahn, der die Mannschaft an Stelle von Ballack als Kapitän aufs Feld führte, in seinem 86. und womöglich letzten Länderspiel nur wenige Gelegenheiten sich auszuzeichnen. Glänzend auf dem Posten war der 37-Jährige, als die Abwehr Pauleta einen Moment lang aus den Augen ließ (15.). Im übrigen unterstrichen die überraschend ohne Superstar Luis Figo beginnenden Portugiesen, daß ihnen bei aller Kombinationsstärke die Durchschlagskraft im Abschluß fehlt. Der Alt-Star wurde erst eine Viertelstunde vor Schluß zu seinem Abschieds-Länderspiel eingewechselt und schlug die Flanke zum Anschlußtor.

Zum Matchwinner für das deutsche Team wurde ausgerechnet Schweinsteiger. Der Münchner war 55 Minuten lang praktisch nicht zu sehen und brachte die "Klinsmänner" dann mit zwei knallharten Schüssen, die wie eine Kopie waren, auf die Siegerstraße. Als großer Gewinn für das Mittelfeld erwies sich die Rückkehr von Torsten Frings. Der im Halbfinale gesperrte Bremer war in einer von beiden Teams mit viel Tempo und großem Einsatz geführten Partie ein unermüdlicher Ankurbler. Ihm kaum nach stand Sebastian Kehl, der jede Gelegenheit nutzte, um sich in die Offensive einzuschalten und dabei auch den Abschluß suchte.