Der Traum vom vierten WM-Titel ist geplatzt. Das Aus für die deutsche Mannschaft kam ausgerechnet in Dortmund. Das erneut aufopferungsvoll kämpfende Team von Jürgen Klinsmann verlor im Halbfinale durch zwei Last-Minute-Tore gegen Italien. Die Azzurri fahren nach Berlin. Deutschland spielt in Stuttgart um Platz drei.

DORTMUND. Nach leidenschaftlichem Kampf verlor die deutsche Nationalmannschaft am Dienstagabend in Dortmund den Fußball-Klassiker gegen Italien mit 0:2 (0:0) nach Verlängerung und scheiterte zum vierten Mal nach 1934, 1958 und 1970 im Halbfinale einer Weltmeisterschaft. Fabio Grosso (119. Minute) und Alessandro del Piero (120.+1) erzielten die Tore für die "Azzurri", die die deutschen Hoffnungen beendeten und Italien zum sechsten Mal in ein WM-Endspiel brachten. Dort ist am Sonntag (20.00 Uhr) in Berlin der Gewinner des zweiten Halbfinals zwischen Frankreich und Portugal der Gegner.

Nach von großer taktischer Disziplin geprägten 90 Minuten hatte die DFB-Auswahl zu Beginn der dramatischen Verlängerung gleich zwei Schrecksekunden zu überstehen. In der 91. Minute setzte sich der eingewechselte Alberto Gilardino gegen Michael Ballack durch und traf den Innenpfosten. 60 Sekunden später jagte Gianluca Zambrotta den Ball aus 16 Metern an die Oberkante der Latte. In der 105. und 112. Minute verpasste Lukas Podolski zwei Mal das deutsche Siegtor.

Vier Tage nach dem 120-minütigen Krimi gegen Argentinien unterstrich die deutsche Mannschaft bei Temperaturen von fast 30 Grad auch im Duell der dreimaligen Weltmeister, wie sehr sie im Turnierverlauf zu einer Einheit zusammengewachsen ist. In einem Geduldsspiel ließ sich die "Squadra Azzurra" aber von der stimmungsvollen Kulisse kaum beeindrucken und stellte in einer intensiv geführten Partie die abgeklärtere Mannschaft, ehe die Gastgeber nach der Halbzeit entschlossener aufs Tor drängten.

Knapp drei Wochen nach ihrem 1:0-Sieg in der Vorrunde gegen Polen wurde die deutsche Mannschaft bei ihrer Rückkehr nach Dortmund von einer bisher kaum erlebten Welle der Begeisterung empfangen. Doch es dauerte fast eine Viertelstunde, ehe beide Mannschaften die Nervosität abgestreift hatten. Die erste gelungene Kombination über Borowski und Klose hätte beinahe Podolski (15.) in Schußposition gebracht, doch der Neu-Münchner kam den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Im direkten Gegenzug verhinderte Jens Lehmann mit seinem entschlossenem Herauslaufen gegen den gefürchteten Toni Unheil.

Die "Azzurri" wurden immer dann gefährlich, wenn sich Gianluca Zambrotta und Mauro Camoranesi auf den Flügeln ins Offensivspiel einschalteten. Aber auch bei den Standardsituationen der von Andrea Pirlo glänzend dirigierten Gäste mußte die Innenverteidigung auf der Hut sein. Die größte deutsche Chance zur Führung verpaßte in der 34. Minute Bernd Schneider, ebenso wie Ballack zum 70. Mal im DFB-Trikot. Nach Zuspiel von Klose jagte der Leverkusener den Ball aus bester Schußposition über das Tor von Gianluigi Buffon und machte damit deutlich, warum er erst ein Länderspiel-Tor zu Buche stehen hat.

Das Warten auf den einen, entscheidenden Fehler des Gegners setzte sich zu Beginn der zweiten 45 Minuten fort. Dabei wurde Schneider nun wesentlich häufiger in die Angriffe einbezogen. In der 63. Minute reagierte der im Turnierverlauf bisher nur von seinem Teamkollegen Christian Zaccardo bezwungene Buffon gegen Podolski glänzend, den Nachschuss setzte Arne Friedrich über das Tor. Fünf Minuten vor Schluß bewahrte Lehmanns Kamikaze-Abwehr die DFB-Elf gegen Simone Perrotta vor der drohenden Niederlage.