Vier Spiele wurde er bei der WM kaum geprüft – und dann war er der umjubelte Held: Jens Lehmann behielt im Elfmeter-Krimi gegen Argentinien die Nerven und führte die deutsche Mannschaft ins Halbfinale.

BERLIN. Um 19.41 Uhr stürmten die deutschen -Nationalspieler in ungehemmter Freude auf ihre Nummer 1 zu und feierten ihn gemeinsam 72 000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion. Den Jubel im Trubel seiner Teamkollegen genoß Lehmann aber nur ganz kurz: Er machte sich als erster auf den Weg in die Kabine und wollte im Moment des allergrößten Glücksgefühls nur für sich alleine sein.

Um 19.32 Uhr war endlich der große Auftritt des Keepers des FC Arsenal London gekommen, als Julio Cruz zum ersten Elfmeter auf ihn zuschritt - wenngleich der noch traf. Daß er Elfmeter halten kann, hatte Lehmann zuletzt im Halbfinale-Duell der Champions League mit dem FC Villarreal gegen den argentinischen Star Juan Roman Riquelme bewiesen. Diesmal mußten zwei von dessen Mitspielern dran glauben. Erst parierte Lehmann um 19:38 den Elfmeter von Roberto Ayala, um 19:41 Uhr hielt er dann gegen Esteban Cambiasso und rettete den Sieg.

Unmittelbar vor dem Elfmeterschießen hatte er ausgerechnet von seinem Rivalen Oliver Kahn eine Extra-Portion Zuspruch und Schulterklopfen erhalten und danach seine Stärke im Nerven-Krimi "Mann gegen Mann" bewiesen.

In der regulären Spielzeit hatte der Keeper gegen die Südamerikaner zwar leichte Startschwierigkeiten, doch danach mühte er sich neben seiner Torwartarbeit, viele Anweisungen zu geben und von hinten heraus zu dirigieren. Die nervliche Anspannung im K.o.-Duell war ihm von der ersten Minute an deutlich anzumerken. "Jetzt kommt der Zeitpunkt, wo der Druck steigt", hatte Lehmann vor der größten Bewährungsproben der Nationalmannschaftskarriere erklärt.