Jürgen Klinsmann nimmt seine Spieler nach dem kurzen Kuschel-Urlaub wieder hart ran. Gleich bei der ersten Übungseinheit vor dem Gruppenfinale gegen Ecuador hat sich Christoph Metzelder eine Verletzung am rechten Knie zugezogen. Der Abwehrspieler von Borussia Dortmund mußte am Samstagabend das Training vorzeitig abbrechen und wurde noch in der Kabine von der medizinischen Abteilung behandelt, der Verband sprach zunächst von einer “Zerrung“.

BERLIN. Für Sonntag hat Klinsmann für sein Personal zwei weitere Trainingseinheiten geplant. "Wir möchten den Rhythmus beibehalten", betonte der Bundestrainer, der am Samstag gemeinsam mit seinem Assistenten Joachim Löw und Chefscout Urs Siegenthaler den dritten WM-Streich gegen Ecuador plante. Alle 23 Spieler waren pünktlich aus dem Kurzurlaub zurück und nahmen auf dem Hertha-Trainingsgelände die Vorbereitung auf das letzte Vorrundenspiel auf. "Wir haben Respekt vor Ecuador, aber wir wollen Gruppensieger werden", sagte der WM-Projektleiter, der alle weiteren Themen derzeit hintan stellt.

Auch neuerliche Spekulationen um seine eigene berufliche Zukunft sind für Klinsmann drei Tage vor dem letzten Gruppenspiel höchsten drittrangig. Der Wahl-Amerikaner weiß genau, daß die Grundlage für eine mögliche Vertragsverlängerung vom weiteren WM-Verlauf abhängig ist. Trotz des vorzeitigen Achtelfinal-Tickets und der Lobeshymnen, die jetzt sogar von einst harten Klinsmann-Kritikern auf den Bundestrainer gesungen werden, wäre wohl erst eine Viertelfinal-Qualifikation die Basis für Vertragsverhandlungen mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Schafft Klinsmann mit seinem jungen und längst nicht ausgereiften Team das Halbfinale oder gar das Endspiel am 9. Juli in Berlin, könnte der 41- Jährige auf einer dann unvorstellbaren Euphorie-Woge wohl allein die Art und Weise seiner Weiterbeschäftigung entscheiden.

Doch erst einmal muss sein erster Plan weiter so laufen wie bisher. "Wir haben einen kleinen Grundstein gelegt", sagte Klinsmann, der in der K.o.-Runde den Weg durch die größten WM-Stadien fortsetzen will. Als Gruppen-Erster kehrt Deutschland im Achtelfinale nach München zurück, könnte dann über Berlin (Viertelfinale) und das Lieblingsstadion Dortmund (Halbfinale) zum Endspiel in die Hauptstadt kommen. Bei einem Remis oder gar einer Niederlage gegen Ecuador am Dienstag (16.00 Uhr) müßten sich die "Klinsmänner" über Stuttgart (Achtelfinale), Gelsenkirchen (Viertelfinale) und München (Halbfinale) nach Berlin kämpfen. Für Ehrenspielführer Uwe Seeler steht der "Königsweg" schon fest. "Ganz ruhig bleiben, gut vorbereiten - und dann werden wir Gruppen-Erster", riet des Idol.

Klinsmann grübelte mit seinem Stab derweil auch über letzte personelle Fragen vor dem Gruppen-Finale gegen Ecuador. Trainer Luis Suarez deutete zumindest nebenbei an, daß er vielleicht einigen seiner Stammkräfte eine Pause gibt: "Einige meiner Spieler sind sehr müde oder angeschlagen. Ich muß das berücksichtigen." Klinsmann hatte bereits verkündet, daß er keine größeren Umbauten in seiner Elf plane und auch die von einer Sperre bedrohten Michael Ballack, Christoph Metzelder und David Odonkor nicht geschont würden. Bei Metzelder allerdings muß Klinsmann nun erst die genaue Verletzungs-Diagnose abwarten.