Nach langer Leidenszeit mit vielen Verletzungen avanciert Eigengewächs Dennis Daube unter Trainer Thomas Meggle endlich zum Taktgeber im Mittelfeld.

Hamburg. Am Tag danach fehlte Dennis Daube. Als die Profis des FC St. Pauli zur Laufeinheit ins Niendorfer Gehege starteten, hatte er das Trainingsgelände schon wieder verlassen. Mit einer Erkältung begab sich der 25-Jährige zurück ins heimische Bett. Nichts riskieren, so lautete die Devise von Trainer Thomas Meggle angesichts der prekären Personallage mit sieben Verletzten.

Doch nicht nur deshalb will der Coach einen Ausfall Daubes unbedingt verhindern. Das 3:3-Remis beim FSV Frankfurt am Sonntag bestätigte nachhaltig, was sich bereits gegen 1860 München und Eintracht Braunschweig angedeutet hatte: Im System Meggle ist Daube der neue Taktgeber im Mittelfeld. Mit einem herausragenden 50-Meter-Flügelwechsel zur Torvorlage für Marc Rzatkowski, strukturgebenden Pässen, konsequenter Zweikampfführung und einer Willensleistung, die zu seinem Ausgleichstreffer in der 86. Minute führte, lieferte Daube eines seiner besten Spiele für St. Pauli ab. „Es macht Spaß, ihm zuzusehen“, sagt auch Meggle, der sich mit Lob für einzelne Akteure meist zurückhält. „Man sieht, wie wichtig Dennis für uns sein kann. Auch mit seinen Standardsituationen kann er Spiele entscheiden. Ich bin sehr froh, so jemanden im Team zu haben.“

Eine Knöchelverletzung 2009, ein Mittelfußbruch 2010, zwei Außenbandanrisse 2011 und 2013 und der darauffolgende Ermüdungsbruch – die Profikarriere des Bergedorfers glich bislang einer einzigen Leidenszeit. Dass Daube nun in allen vier Partien unter Meggle zur Startelf zählte und zuvor auch bei Roland Vrabec viermal eingewechselt wurde, schien vor wenigen Monaten noch undenkbar. „Zu Beginn der Saison habe ich nicht damit gerechnet, dass ich in allen acht Spielen auf dem Platz stehen werde“, gibt Daube selbst zu: „Mein Ziel war es, zunächst den Anschluss an die Mannschaft zu finden.“

Daubes letztes Zweitliga-Pflichtspiel vor dieser Saison datierte vom 19. Mai 2013. Seither hatte er verletzt eine Saison lang zuschauen müssen. Dennoch verlängerte der Club im Frühjahr den auslaufenden Vertrag des Eigengewächses um ein Jahr. Vertrauen, für das der gebürtige Hamburger dankbar ist. „Innerhalb des Teams war der Zuspruch riesig. Philipp Tschauner hat mich oft zur Seite genommen und mir gesagt, dass die Mannschaft an mich glaubt und ich wiederkommen werde“, erzählt Daube.

Langsam wolle man ihn wieder heranführen, so hieß es noch während der Sommervorbereitung. Doch bedingt durch Verletzungen von Mitspielern wie Christopher Buchtmann waren seine Qualitäten schnell gefragt. Der außerhalb des Platzes sehr introvertierte Profi übernimmt seither als Spielgestalter auf der Sechserposition eine entscheidende Rolle und ist für den Spielaufbau der Hamburger maßgeblich verantwortlich. Schon in den Partien gegen 1860 und Braunschweig verpasste er ein Tor denkbar knapp, in Frankfurt folgte auf die Vorbereitung zum 2:0 nun auch sein erster Saisontreffer. „Ich freue mich für Dennis, dass er jetzt auch die positiven Momente im Fußball erleben kann“, sagt Meggle, der bei Daubes Profidebüt im April 2009 noch selbst in selbiger Rolle im zentralen Mittelfeld für St. Pauli gespielt hatte.