Nur vier Punkte aus sechs Spielen. Dazu eine herbe Niederlage gegen Aue. Nach dem Absturz auf Platz 17 nimmt St. Paulis Sportchef Rachid Azzouzi die Profis in die Pflicht.

Hamburg. Zwei Tage nach dem 0:3 beim Zweitliga-Schlusslicht FC Erzgebirge Aue und vor dem Heimspiel am Dienstag (17.30 Uhr) gegen Bundesliga-Absteiger Eintracht Braunschweig stellte sich Rachid Azzouzi, der Sportdirektor des FC St. Pauli, den Fragen zur kritischen Lage seines Clubs.

Hamburger Abendblatt: Wie bewerten Sie nach dem 0:3 in Aue die Situation Ihrer Mannschaft. Befindet sich das Team schon mitten im Abstiegskampf?

Rachid Azzouzi: Die Lage hat sich sicher nicht verbessert. Da wir am Dienstag schon das nächste Spiel haben, dürfen wir uns nicht lange damit aufhalten zu jammern sondern müssen nach vorn schauen. Klar ist aber, dass das, was wir in Aue gezeigt haben, nicht ausreicht, um erfolgreich zu sein. Ich erwarte trotz der schwierigen Personalsituation, dass sich jeder Spieler hinterfragt. Natürlich fehlt im Moment auch das Selbstvertrauen. Das muss sich jeder selbst wieder erarbeiten.

Was meinen Sie konkret damit, dass sich jeder hinterfragen muss?

Azzouzi: Ich erwarte, dass jeder wirklich 100 Prozent abruft und jeden Zweikampf so annimmt, als ob es der entscheidende ist. Und dass wir vorne vor dem Tor die nötige Konsequenz zeigen und uns so das Vertrauen zurückholen.

Ist es ein Vor- oder Nachteil, dass schon an diesem Dienstagabend das nächste Punktspiel folgt.

Azzouzi: Für unseren Trainer Thomas Meggle wäre es sicher besser, wenn er mehr Zeit hätte, die Dinge klarer zu analysieren und auch abzustellen. Für die Mannschaft aber ist es jetzt eine Chance, es sehr schnell wieder besser zu machen als am Freitag in Aue. Positiv ist ja, dass wir uns zuletzt gegen 1860 München und auch in Aue mehr Chancen erarbeitet haben als in den Wochen zuvor. Manchmal fehlen nur Kleinigkeiten. Aber das alles Entscheidende ist, dass wir uns durch harte Arbeit im täglichen Training und in den Spielen das Selbstvertrauen zurückholen.

Hat die Mannschaft ein Mentalitätsproblem? Sie hat in Aue sehr früh die Köpfe hängen lassen.

Azzouzi: Im Spiel davor gegen 1860 München aber war es anders. Genau das muss der Maßstab sein. Entscheidend ist, dass wir es jetzt sofort gegen Braunschweig wieder besser machen. Die Spieler, die auf dem Platz sind, müssen dermaßen brennen. Da muss die Post richtig abgehen. Man muss erkennen können, dass jeder mit der letzten Faser seines Körper versucht, zu gewinnen.

Die von Ihnen im Sommer verpflichteten Spieler haben insgesamt noch nicht so eingeschlagen wie erhofft. Ist das wirklich nur eine Frage der Zeit?

Azzouzi: Es ist nicht eine Frage der neuen oder der alten Spieler. Jeder muss eine Schippe drauflegen, egal ob er ein Neuzugang oder ein Spieler ist, der schon da war. Immerhin waren wir in der vergangenen Saison das zweitbeste Auswärtsteam. Von dieser Mannschaft hat uns als Stammspieler nur Fin Bartels verlassen. Die Mannschaft hat es also gezeigt, dass sie es kann.

Wenn man sieht, wie die neu verpflichteten Stürmer Simon Terodde in Bochum oder Rubin Okotie bei 1860 München auftrumpfen – haben Sie sich für die falschen Spieler entschieden?

Azzouzi: Es ist immer einfach, auf den zu verweisen, der gerade die meisten Tore schießt. Ich glaube, dass unsere Jungs mehr können, als sie im Moment zeigen. Alle, die wir haben, besitzen das notwendige Potenzial. Jetzt sind sie in der Pflicht, dies zu zeigen.