Spies hadert weiter mit der Präsidiumsentscheidung, traut dem designierten Chef Göttlich aber viel zu

Villach. Für drei Tage stattete Bernd-Georg Spies mit einigen Sponsorenvertretern und Mitarbeitern des Vermarkters Ufa Sports dem Team des FC St. Pauli einen Besuch im Trainingslager in Villach ab. Dabei machte sich der Vizepräsident des Kiezclubs nicht nur ein Bild von der Trainingsarbeit, sondern nutzte die Zeit auch, um Kontakte zu pflegen und zu intensivieren sowie sich selbst sportlich zu betätigen wie etwa bei einer geführten 40-Kilometer-Tour mit dem Mountainbike über zum Teil schmale und steile Pfade.

Spies nahm sich aber auch Zeit für ein Gespräch mit dem Abendblatt, um über die anstehenden Personalentscheidungen im Kiezclub Stellung zu beziehen. Noch immer wird heiß darüber diskutiert, warum der Aufsichtsrat bei der Mitgliederversammlung am 16. November nicht mehr den amtierenden Präsidenten Stefan Orth mit seinem Team, sondern bekanntlich den Musikunternehmer und früheren Sportjournalisten Oke Göttlich mitsamt einem gänzlich anderen Team als neuen Präsidenten zur Wahl vorschlagen will.

Bernd-Georg Spies kann über diesen Vorgang mit einer gewissen Distanz sprechen, weil er schon vorzeitig angekündigt hatte, nach sieben Jahren aufgrund beruflicher Belastungen nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen. „Der Aufsichtsrat hat ja mit einem Bild aus der Fußballsprache gesagt, man brauche künftig keinen Sechser mehr als Präsidenten, sondern einen Zehner. Ich habe das nicht wirklich verstanden, denn im heutigen Fußball ist ja die Position des Sechsers, also des Strategens, der das Spiel aufbaut und lenkt, viel wichtiger geworden als die des weiter vorn agierenden offensiven Spielmachers“, sagt Spies.

Aber viel wichtiger als dieses womöglich etwas schiefe Bild aus der Fußballtaktik sind ihm die Inhalte. So hatte der Aufsichtsrat seine Entscheidung zu einer Neuformierung damit begründet, dass er einem von Göttlich geführten Präsidium eher als dem bisherigen zutraue, die künftige Herausforderung einer womöglich der Deutschen Fußball-Liga (DFL) verfügten Ausgliederung der Profifußballabteilung aus dem Verein in eine Kapitalgesellschaft zu bestehen.

„Ich habe mich über diese Aussage sehr gewundert. Zum einen hat bisher die DFL von einem solchen Vorhaben überhaupt noch nichts verlauten lassen. Und zum anderen haben wir mit dem Präsidium im April noch eine Strategiesitzung gehabt, so wie wir dies seit 2010 zweimal jährlich gemacht haben, und da hat der Aufsichtsrat diese Frage überhaupt nicht angesprochen. Es war gar kein Thema“, berichtet Spies.

Der im November scheidende Vizepräsident kennt unterdessen den designierten Präsidenten Oke Göttlich gut und traut ihm auch viel zu. „Er besitzt die Fähigkeit, den Verein zu führen, er ist kommunikativ und in seinem Beruf erfolgreich. Er wird sich aber an die Strukturen im Verein beim DFB und bei der DFL gewöhnen und anpassen müssen“, sagt Spies. Gleichzeitig stellt er klar: „Es wäre nicht fair, Oke Göttlich darauf zu reduzieren, dass er ein Mann der AFM (Abteilung Fördernde Mitglieder, die Red.) sei.“