Vor dem Heimspiel am Freitag gegen den SV Sandhausen analysiert HSV-Amateur Fabio Morena seine beiden früheren Vereine.

Hamburg. Eine lange Durststrecke ging zu Ende. Als Fabio Morena am vergangenen Sonnabend in der 23. Minute für die zweite Elf des HSV in Flensburg zur 2:1-Führung (Endstand 6:2) traf, waren exakt 670 Tage seit seines letzten Treffers vergangen. „Meine Mitspieler hatten schon ein paar Witze darüber gemacht“, erzählt der Kapitän der Hamburger. Damals, am 19. Dezember 2011, hatte Morena noch als Spielführer für den FC St. Pauli im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (2:0) per Kopfball getroffen.

An jenen Ort des Geschehens, das Millerntorstadion, kehrt Morena am Freitagabend als Zuschauer zurück. Erstmals seit er im August beim Lokalrivalen HSV II unterschrieben hatte, wird er ein Spiel seiner früheren Kollegen live vor Ort verfolgen. Dann, wenn es um 18.30 Uhr gegen seinen anderen früheren Verein, den SV Sandhausen, geht. „Bislang hat es nie gepasst durch unsere Spiele mit dem HSV, aber jetzt freue ich mich sehr aufs Millerntor“, sagt Morena.

Stets hatte er schließlich betont, dass sein Herz nach neun Jahren beim Kiezclub natürlich auch immer noch für St. Pauli schlägt. „Ich habe beim HSV mit der jungen Truppe viel Spaß, auch wenn die Ergebnisse besser sein könnten“, erklärt der 33-Jährige angesichts von Patz 14 in der Regionalliga Nord.

„Ich bin eben noch sehr ehrgeizig und will immer gewinnen, aber ich weiß, dass hier die Entwicklung der jungen Talente natürlich im Vordergrund steht“, sagt Morena über seine neue Aufgabe beim HSV-Nachwuchs.

Eine positive Entwicklung durch viele junge Profis attestiert er dem FC St. Pauli. Die Leistung beim 4:2-Sieg in Fürth habe ihn beeindruckt. „Da habe ich eine Mannschaft gesehen, die sehr mutig, sehr selbstbewusst und mit viel Leidenschaft nach vorne gespielt hat“, lobt er: „Ich hoffe, dass dieses Spiel nun ein Brustlöser für St. Pauli war.“

Gleichwohl sieht er für die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck gegen Sandhausen, wo Morena in der vergangenen Zweitligasaison gespielt hatte, eine bedeutend kompliziertere Aufgabe. „Sandhausen interpretiert Fußball ganz anders als Fürth. Nämlich in erster Linie defensiv. Das haben sie in den vergangenen Spielen schon eindrucksvoll bewiesen“, sagt er. Der Tabellen-15. blieb in dieser Spielzeit schon fünfmal ohne Gegentor und bezwang deutlich besser besetzte Teams wie Aufstiegsfavorit 1. FC Kaiserslautern, 1860 München und den VfL Bochum. „Da haben sie gut gestanden und nach vorne ein sehr direktes Spiel gezeigt“, weiß Morena. Sandhausen sei ein Team ohne herausragende Akteure, aber mannschaftlich sehr geschlossen. Stürmer Ranisav Jovanovic habe seine Abgezocktheit zudem schon unter Beweis gestellt. Die Mittelfeldspieler Marco Thiede und Manuel Stiefler seien sehr laufstark, weiß Morena zu berichten. Die gesamte Vorbereitung hatte er im Sommer noch mit der Mannschaft absolviert, in den ersten drei Spielen gehörte er aber nicht mehr zum Kader. Anschließend folgte die Rückkehr nach Hamburg.

Morena rät zur Geduld

Morena weiß deshalb jedoch genau, wie Trainer Alois Schwartz tickt. Er habe eine Ausrichtung, die immer zunächst das Halten der Null im Vordergrund sieht. „Das wird der Schlüssel am Freitag sein: Wie reagiert St. Pauli auf diesen Defensivblock? Können sie einen kühlen Kopf bewahren? Sie dürfen nicht verkrampfen, wenn sie sich festrennen und müssen es weiter probieren“, rät Morena zur Geduld.

Die größere Qualität sieht der frühere Publikumsliebling natürlich in Frontzecks Elf. Fin Bartels, Christopher Buchtmann und Marc Rzatkowski werden zwar weniger Räume als in Fürth finden, doch auf ihre Qualitäten im Eins-gegen-eins-Duell komme es an.

Die Erinnerungen an das bisher letzte Aufeinandertreffen in Sandhausen im Februar sind auf beiden Seiten noch allgegenwärtig. Damals siegte der SVS gegen St. Pauli 4:1. „Da waren sogar wir selbst überrascht. Damit hatte niemand gerechnet. Das war das Highlight meines Jahres in Sandhausen“, blickt Morena, der in nur 15 Spielen zum Einsatz gekommen war, zurück.

An ein ähnliches Szenario glaubt er am Freitagabend bei seiner Rückkehr ans Millerntor jedoch nicht. Vielmehr traut er St. Pauli in dieser Spielzeit zu, sich im oberen Drittel hinter den Spitzenteams Kaiserslautern, Fürth, Köln und Union Berlin festzusetzen.